Lucrecia MartelArgentinien 2004 / 106 min
Im etwas heruntergekommenen Hotel Thermas in Salta findet ein HNO-Kongreß statt. Unter den teilnehmenden Ärzten ist auch Dr. Jano, der sich zu Helena - gemeinsam mit ihrem Bruder Freddy Besitzerin des Hotels - hingezogen fühlt, sich in einem unbedachten Moment aber auch an Helenas Tochter Amalia drückt. Eine folgenschwere Handlung. Gefangen zwischen konfuser religiöser Erziehung und erwachender Sexualität glaubt Amalia, ihre Berufung darin gefunden zu haben, Dr. Janos Seele zu retten. Als sie sich ihrer besten Freundin José offenbart, setzt sie damit eine Kette von Ereignissen in Gang.Stephane Boeuf:
... Es ist ein bißchen so, als wären die Schwestern von Sofia Coppolas The Virgin Suicides in ein von Gombrowicz geprägtes polnisch-katholisches Argentinien geraten. Wobei die jungen Mädchen hier keine Schwestern sind, und es eben darum geht, Schwestern zu werden, in der Ambivalenz zwischen Verwandtschaftsgrad und religiösem Orden...
In den in der Langeweile brütenden Gemütern der jungen Mädchen vermengt sich ein hysterischer Katechismus mit den Verstörungen der aufkeimenden Sexualität. Die Begierden kristallisieren sich im Film an zwei Orten: der Swimmingpool als klassischer Ort der begehrenden Blicke und die Menschenmenge vor den Ondes Martenot – Ort der flüchtigen Berührungen. Hier sind die Blicke alle unschuldig in die eine selbe Richtung gerichtet, auf das Schaufenster, während Dr. Jano, einer der am Kongreß teilnehmenden Ärzten, sich in die Menschenmenge einmischt und deren Enge ausnützt, um unauffällig sein Geschlecht gegen den Hintern eines jungen Mädchens zu drücken. Eine flüchtige Erregung, dann geht er wieder. Amalia wird zu einem seiner Opfer und glaubt, in diesem Akt einer potentiellen Entjungferung und in der Person Janos den Weg zu ihrer Berufung gefunden zu haben. Sie folgt ihrem Instinkt, von dem wir nicht wissen, ob sie selber weiß, wohin er sie führen soll.