Über das Stadtkino


Ein Ort, an dem Film lebendig wird.

Das Stadtkino hat eine lange Geschichte als kommunales Kino in Wien. 1981 an seinem ersten Spielort am Schwarzenbergplatz eröffnet – wurde es bald zu einem Ort an dem eine ganze Generation Cineast*innen geprägt wurde. Das Stadtkino war eines der ersten Programmkinos in Wien und zeigte seit den 1980er-Jahren internationales Autorenkino von Regisseur*innen wie Jim Jarmusch, Aki Kaurismäki, Jean-Marie Straub, Chris Marker oder Jane Campion. Zunächst unter der Leitung von Franz Schwartz und ab 2009 unter Claus Philipp. Im Jahr 2013 erfolgte der Umzug des Stadtkinos in das ehemalige Künstlerhauskino (1947 erbaut und 1949 eröffnet) – und ist seitdem als „Stadtkino im Künstlerhaus“ bekannt. Im Foyer lädt das Restaurant Ludwig & Adele zum Verweilen ein.

2017 wurde der Betrieb von Norman Shetler als Geschäftsführer und Wiktoria Pelzer als Programmleiterin übernommen, 2023 hat Wiktoria Pelzer die Geschäftsführung übernommen. Das Programm umfasst weiterhin die Größen des Kinos, wie auch junges und gesellschaftspolitisches Kino. Ein Schwerpunkt liegt auf österreichischem Kino, und als Mitglied im Zusammenschluss Europa Cinemas wird großes Augenmerk auf europäisches Autorenkino gelegt.

Das Stadtkino versteht sich als gegenwärtiger Treffpunkt, als Ort der Entdeckung, Diskussion und Auseinandersetzung mit dem Medium Film für alle Generationen. Es ist ein Ort für Filmgenuss, sowohl für Cineast*innen und die, die es noch werden wollen! Neben regulären Filmstarts finden hier viele eigene Veranstaltungen, Film + Gespräch, Premieren, Festivals (wie die Viennale und das Vienna Shorts Kurzfilmfestival) und Events statt.

2023 wurde das Stadtkino für die herausragende Programmarbeit vom BMKÖS ausgezeichnet. Und 2024 wurde die Geschäftsführerin und künstlerische Leiterin Wiktoria Pelzer von Europa Cinemas unter 1200 europäischen Kinos zur „Entrepreneur of the Year“ gewählt.

Seit dem 1.1.2023 betreibt und programmiert das Stadtkino auch das Admiral Kino in der Burggasse 119, 1070 Wien. Zur Website geht es hier.

Hier geht es zu einem kurzen Imagevideo beider Kinos.

Der Eingang des Stadtkino im Künstlerhaus bei Tageslicht.
©Hendrik Wagner
Blaue Sessel im Stadtkino Saal
©Mavric
Seitenansicht Stadtkinosaal, viele Gäste auf den blauen Sesseln
©Flo Wallisch
Ein historisches Bild des Eingangs des Künstlerhauskinos.
Historische Ansicht des Künstlerhauskinos.

Sanierung des Kinosaals und Umgestaltung 2025

Im September 2025 wurde der umfassend sanierte und denkmalgeschützte Kinosaal im Künstlerhaus nach mehrmonatiger Schließzeit feierlich wiedereröffnet. Die Umgestaltung wurde unter Leitung von Geschäftsführerin Wiktoria Pelzer sowie des kaufmännischen Leiters Benjamin Gruber umgesetzt. Für die Gestaltung zeichnen die Künstlerin Anna Paul und Architektin Daniela Mehlich verantwortlich, für Planung und Ausführung Monika Trimmel (werkraum ingenieure ZT). Die Sanierung des Kinosaals im Künstlerhaus wurde aus Mitteln der Stadt Wien finanziert. Die Erneuerung der Elektroinstallationen sowie Verbesserungen betreffend Barrierefreiheit und Brandschutz wurden von der Künstlerhaus Besitz- und BetriebsGmbH (KBBG) getragen. Finanzielle Unterstützung und Beratung leistete auch das Bundesdenkmalamt.

Zur Geschichte der Wandbilder im Kinosaal

Rudolf Hermann Eisenmenger
 
Der in Siebenbürgen geborene Maler Rudolf Hermann Eisenmenger (1902–1994) trat nach dem erfolgreichen Abschluss der Akademie der Bildenden Künste bereits in jungen Jahren, 1930, der Gesellschaft des Wiener Künstlerhauses bei. Während der Zeit des Nationalsozialismus übernahm er deren Leitung.[1] Die konservative Bildsprache des Künstlerhauses entsprach seinen künstlerischen Vorstellungen: Heimatverbundenheit und christliche Symbolik prägten seine Werke, die häufig Stillleben, Landschaften, Porträts und Akte zeigten. Diese Themen waren nicht nur während des Nationalsozialismus gefragt, sondern fanden auch in der Nachkriegszeit Anklang – was zu seiner weiteren Anerkennung beitrug und einer kritischen Auseinandersetzung lange im Weg stand.
 
Schon 1933 trat Eisenmenger der NSDAP bei und blieb auch während des Partei-Verbots Mitglied. Früh engagierte er sich zudem in nationalsozialistisch beeinflussten Vereinen: So war er Gründungsmitglied des österreichischen Zweigs des „Bundes deutscher Maler“ und beteiligte sich aktiv am „Kampfbund für deutsche Kultur“, einem zentralen Instrument der nationalsozialistischen Kulturpolitik. Der „Kampfbund“, 1931 gegründet, verstand sich als „kulturelle Kampforganisation“ und verfolgte offen rassistische und antisemitische Ziele. Mit der Forderung, Kunst und Wissenschaft nach „rassischen“ Kriterien zu bewerten, trug er maßgeblich zur ideologischen Vorbereitung des NS-Kulturapparats bei.[2]
 
Karriere und Verstrickungen im Nationalsozialismus
1936 nutzte Eisenmenger die „Kunstolympiade“ im Rahmen der Olympischen Spiele in Berlin, um sich mit dem Bild „Läufer vor dem Ziel“ zu profilieren – und erhielt dafür die Silbermedaille. Nur ein Jahr später war er bereits Teilnehmer und Juror der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ im neu eröffneten Haus der Deutschen Kunst in München. Diese Ausstellung galt als Gegenstück zur diffamierenden Schau „Entartete Kunst“ und war eines der wichtigsten Instrumente nationalsozialistischer Kulturpropaganda. Eisenmenger entschied als Juror, welche Werke für das Regime tauglich waren – und stellte dort jährlich aus. Schon vor dem „Anschluss“ 1938 war er der einzige Österreicher, der zur Teilnahme berufen wurde, ein Hinweis auf seine engen Kontakte in NS-Kreisen. 1939 folgte seine Ernennung zum Präsidenten des Wiener Künstlerhauses. Die Begründung: „illegales Mitglied der NSDAP, der während der Verbotszeit seinen Verpflichtungen stets nachgekommen ist.“[3]

Eisenmengers Karriere wurde systematisch gefördert: 1942 erhielt er den Dürer-Preis, 1943 den Professorentitel – Auszeichnungen, die Hitlers Zustimmung erforderten und nur loyalen Parteikünstlern vorbehalten waren. Reichsminister Goebbels setzte ihn zudem auf die Liste „Künstler im Kriegseinsatz“, was ihn vom Wehrdienst befreite, er wurde anschließend auch auf die Liste der „Gottbegnadeten“ von 1944 gesetzt.[4] Eisenmenger gehörte damit zu jener kleinen Elite österreichischer Künstler, die wiederholt im Dienste nationalsozialistischer Propaganda ausgezeichnet und beschäftigt wurden. Seine Werke wurden zudem an Goebbels verkauft, und noch Anfang 1945 fertigte er persönlich Gobelins für Hitler an.[5]

Obwohl sich Eisenmenger durch seine Aufnahme in die Liste der „Gottbegnadeten“ eigentlich in Sicherheit wiegen konnte, bekräftigte er 1944 in einem Brief an den Reichsstatthalter Schirach erneut seine Loyalität zur Partei. Darin erklärt er: „Wir erklären unsere glühende Bereitschaft, dem Führer und dem Vaterlande in der entscheidenden Phase des Lebenskampfes unseres Volkes jeden in unseren Kräften liegenden Dienst zu leisten. Da der Reichsbeauftragte für den totalen Kriegseinsatz alle Kreise des Volkes zum Einsatz gerufen hat, zögern wir Künstler nicht, diesem Ruf zu folgen.“[6]

Nachkriegszeit und das Wandbild für den Kinosaal im Künstlerhaus
Nach Kriegsende erhielt Eisenmenger zwar Berufsverbot, wurde jedoch bereits 1947 als „minderbelastet“ eingestuft und ins Künstlerhaus zurückgeholt – ein Zeichen seines starken Rückhalts. Bald folgten neue Aufträge und eine nahezu bruchlose Fortsetzung seiner Karriere.

Eisenmengers erster monumentaler Auftrag nach 1945 war die Ausgestaltung des neuen Künstlerhauskinos. Der Wettbewerb 1948 blieb vereinsintern; Eisenmenger setzte sich durch und realisierte das Projekt gemeinsam mit dem zweitplatzierten Rudolf Holzinger. Das Bild auf der rechten Seite zeigt die am Karlsplatz beheimateten Künste: Malerei, Musik, Dichtung; jenes auf der linken Seite die mit dem Kino neu hinzugekommenen Künste: Film und Theater. Personifikationen in antikisierender Szenerie – Tempelruinen, Flüsse, Hügel – verleihen beiden Werken den Charakter von Theaterszenen.

Die Antikenrezeption knüpft an NS-Bildtraditionen an: In der Propagandakunst stand das „griechische Ideal“ für Stärke, Unsterblichkeit und rassische Überlegenheit. Man deutete den griechischen Helden als „nordischen Menschen“; besonders die Olympischen Spiele 1936 machten antike Gestalten zum dominierenden Schönheitsideal.[7] Die Nationalsozialisten begriffen den Staat als „Volkskörper“, den sie auch visuell als gesunden, starken Körper zur Darstellung brachten. Stärke, Tatendrang und Körperideale dienten der Legitimation von Herrschaftsansprüchen.

Ein wiederkehrendes Motiv in Eisenmengers Werk ist die nackte blonde Frauengestalt als Symbol „rassischer Reinheit“, so auch im Stadtkino präsent. Durch Landschaften, Stillleben und religiöse Sujets konnte er nach 1945 den Eindruck erwecken, unpolitisch zu arbeiten. Doch wie Martin Damus betont, war ein Großteil der NS-Kunst nicht explizit politisch, sondern diente durch Bilder einer „Heilen Welt“ der Stabilisierung des Systems und der Identifikation der Massen.[8]

Gleichzeitig schuf Eisenmenger zwischen 1939 und 1945 mehrere monumentale Propagandabilder für den öffentlichen Raum, etwa im Bahnhof Wels und im Wiener Rathaus. Wie dort nutzte er auch im Künstlerhauskino (1948) die Form der statischen, antikisierenden Theaterszene. Während die Arbeiten im Rathaus eindeutig NS-Ideologie transportierten – „ostmärkische Gaben“ an das Deutsche Reich, begleitet von Hakenkreuzsymbolik –, erscheinen die Allegorien im Kino formal nahezu identisch zu den Werken vor 1945: personifizierte Künste in heroisierten Körpern, eingebettet in eine mythische Landschaft. Der Unterschied liegt lediglich im Weglassen von Kriegern und Fahnen. Inhaltlich und ästhetisch blieb Eisenmenger damit den Bildstrategien der NS-Kunst verpflichtet, die nach 1945 als „unpolitisch“ weitergeführt werden konnten.

Für Eisenmenger endete 1945 nicht die Karriere, vielmehr erfolgte ein nahezu nahtloser Übergang: Er setzte die Ästhetik der NS-Propaganda in Wandbildern, Fresken und Gobelins fort. Öffentliche Großaufträge von Parlament bis Stephansdom rehabilitierten ihn schnell, 1951 wurde er Professor an der TU Wien, 1954 erhielt er den prestigeträchtigen Auftrag zur Gestaltung des Eisernen Vorhangs der Staatsoper. Trotz seiner tiefen Verstrickung in den Nationalsozialismus ehrte ihn die Republik Österreich mehrfach: 1957 mit einem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, 1973 mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen. Eisenmenger starb 1994 in Wien – als etablierter Künstler, dessen NS-Biografie lange ausgeblendet blieb.
 
Larissa Agel
 
 



[1] Veronika Floch, Rudolf Hermann Eisenmenger (1902–1994), Mechanismen einer Künstlerkarriere, Diplomarbeit, Wien 2007, S. 10.
[2] Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32, Mappe Kampfbund für deutsche Kultur (Zitiert nach Floch 2007, S.19.
[3] Ebd. S.34.
[4] BArch Berlin, R55/20252a, Gottbegnadeten-Liste, 1941/42.
[5] Ingrid Holzschuh, Sabine Plakolm-Forsthuber, Auf Linie – NS-Kunstpolitik in Wien. Die Reichskammer der bildenden Künste, Wien Museum 2021, S.269.
[6] Schreiben von Rudolf Hermann Eisenmenger an Baldur von Schirach, 15.9.1944; Künstlerhaus Archiv
[7] Alfred Rosenberg, der Mythus des 20. Jahrhunderts, eine Wertung der seelisch-geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit, München 1935, S.276.
[8] Martin Damus, Sozialistischer Realismus und Kunst im Nationalsozialismus, Frankfurt am Main 1981, S. 11.
 

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