Franz Schuh über Ulrich Seidls Im Keller
Vorabdruck aus dem im November beim Benteli-Verlag erscheinenden Bild- und Essayband „Im Keller“
Einen fruchtbaren Zugang zu Ulrich Seidls Filmen stellen für mich die sogenannten allgemeingültigen Menschenbilder dar: Offiziös sind in der Gesellschaft geradezu heroische Ansichten von den Menschen im Umlauf. Jeder ist demnach Souverän seiner selbst, wirtschaftlich ein Subjekt, das seine Angelegenheiten managt, und auch von seiner Triebökonomie her gilt der propagierte Mensch als beherrscht. Niemals wächst ihm der Unterleib über den Kopf; der Mensch hat sich stets in der Hand.
Ich halte diese Propagandabilder, mit denen sich so etwas wie „Normalität“ durchsetzen soll, nicht ausschließlich für eine Lüge. Die offiziösen Menschenbilder haben nur etwas von einer Utopie. Da sie aber diese Utopie – also das gemäß bestimmten eingebürgerten Sichtweisen Gewünschte – als eine Wirklichkeit suggerieren, ist die Polemik dagegen Künstlerpflicht.
Diese artistische Polemik bedarf keines besonderen theoretischen Aufwands. Ihre Kraft beruht darauf, dass sie sichtbar macht, wie Menschen – wenn nicht überhaupt, so zumindest zum Teil – auch sind. Sie sind nämlich auch unschöne, von Obsessionen versklavte Wesen.
Den gesamten Text können Sie vorab in unserer Stadtkino-Zeitung lesen.