Im Interview erzählt der Regisseur von der Entstehung des Films.
Cemetery of Splendour spielt in Ihrer Heimatstadt Khon Kaen. Sie haben geschrieben, dass der Film „ein persönliches Portrait von Orten, die sich wie Parasiten an Ihnen festgeklammert haben,“ ist. Was macht diese Orte so besonders für Sie?
Der Film ist eine Suche nach den alten geistern meiner Kindheit. Meine Eltern waren Ärzte und wir haben in einer der Wohneinheiten des Krankenhauses gelebt. Meine Welt war die Krankenstation, wo meine Mutter gearbeitet hat, unser Holzhaus, eine Schule und ein Kino. Der Film ist eine Verschmelzung dieser Orte. Ich habe fast 20 Jahre nicht mehr in meiner Heimatstadt gelebt und diese Stadt hat sich sehr verändert. Als ich aber dorthin zurückgekehrt bin, habe ich nur meine alten Erinnerungen gesehen, die die neuen Gebäude überlagert haben. Einer meiner Lieblingsplätze, der Khon-Kaen-See, ist allerdings derselbe geblieben.
Sie haben Ihr Aufwachsen in einem Krankenhaus Umfeld erwähnt. Inwiefern hat dies Ihre Filme mit ihrem Fokus auf medizinische Ausstattung beeinflusst und Ihre Auseinandersetzung mit dem Thema Krankheit?
Für mich war es magisch, mir Herzschläge durch ein Stethoskop anzuhören oder eine Lupe mit Licht zu verwenden. Zu seltenen Gelegenheiten hatte ich auch das besondere Vergnügen durch ein Mikroskop zu sehen. Eine weitere aufregende Erinnerung ist das Anschauen von 16mm-Filmen im Amerikanischen Institut. Die Amerikaner hatten damals Basisstationen im Nordosten, um dem Kommunismus entgegenzuwirken. Neben anderen Filmen erinnere ich mich sehr gut an den schwarz-weißen King Kong. Filme und medizinische Instrumente waren die besten Erfindungen meiner Kindheit.
Woher kam diese Idee, die Geschichte von den schlafenden Männern zu erzählen? Was hat Sie an diesem mysteriösen Schlaf interessiert? Ist es eine wahre Geschichte?
Vor drei Jahren gab es einen Nachrichtenbericht über ein Krankenhaus im Norden, wo es eine mysteriöse Krankheit gab, wegen der das Krankenhaus 40 Soldaten unter Quarantäne stellen musste. Ich habe das Bild der Soldaten mit meinem Krankenhaus und meiner Schule in Khon Kaen vermischt. Diese drei Jahre über ist die politische Situation in Thailand in eine Sackgasse gelaufen (eigentlich tut sie das bis heute). Ich war vom Schlafen fasziniert und habe meine Träume notiert und ich denke, dass das ein Weg ist, um der schrecklichen Situation auf den Straßen zu entkommen.
Basiert die Behandlung mit farbigem Licht auf einer tatsächlichen Therapieform? Sie scheint auch von Ihrem Interesse an Science Fiction herzurühren.
Zu einem bestimmten Zeitpunkt habe ich Artikel über Neurowissenschaften gelesen. Es gab da einen MIT-Professor, der die Gehirnzellen mit Licht dazu manipuliert hat, bestimmte Erinnerungen zu wiederholen. Er sagte, dass die Ergebnisse in gewisser Weise Descartes Annahme wiederlegten, dass Geist und Körper getrennte Einheiten sind. Diese Hypothese stand im Einklang mit meiner Ansicht, dass Meditation nichts weiter ist als ein biologischer Prozess. Man kann immer in den Schlaf und das Gedächtnis eindringen. Wenn ich Arzt wäre, würde ich versuchen, eine Schlafkrankheit durch die Beeinflussung von Licht auf zellulärer Ebene zu heilen. Das Licht in diesem Film spiegelt vage diese Idee wider. Es ist nicht nur für die Soldaten gedacht, sondern auch für die Zuschauer.
Das gesamte Interview lesen Sie in unserer aktuellen Stadtkino-Zeitung. Cemetery of Splendour läuft derzeit in unseren Kinos. Zum Vormerken: Am 25. Februar zeigen wir in Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum die restaurierte Fassung von Weerasethakuls Debütfilm Mysterious Object at Noon im Stadtkino im Künstlerhaus um 19 Uhr. Karten für diese Veranstaltung sind ab sofort telefonisch oder per e-mail reservierbar.