Zahra NiaziIran 2011 / 48 min
Im Iran gibt es an die 50 000 Fälle von Multipler-Sklerose-Kranken, in unter- unterschiedlichen Stadien. Meist sind Frauen betroffen. Ein auffälliges Cluster findet sich in der historischen Stadt Isfahan mit der höchste MS-Rate im Iran. Die Behandlung ist kostspielig und ein allgemeines Sozialversicherungssystem gibt es kaum. Damit ist der Zugang zu modernen Medikamenten für die meisten PatientInnen limitiert.
Die Situation der MS-PatientInnen wird darüber hinaus durch die Vorurteile, mit denen Familie, Umfeld und Gesellschaft dieser chronischen und behindernden Krankheit begegnen, verschlimmert.
Die Dokumentation beschäftigt sich mit einigen Fällen und Patientinnen, die bereit waren, vor der Kamera zu erscheinen. Violet hat eine Scheidung hinter sich und beschreibt seit sieben Jahren täglich in einem Weblog, wie sie mit MS lebt und damit zurechtkommt. In ihrem Blog spricht sie offen über ihre Einsichten. Diese Notizen über den Alltag einer MS-Kranken in der konservativen Stadt Isfahan haben ihr geholfen, mit sich selbst in Verbindung zu bleiben, darüber zu reden, und anderen Mut zu machen. Ihre Persönlichkeitsentwicklung wurde durch dieses Schreiben beflügelt. In einer späten Szene bezeichnet sie ihr neues ICH als eine Rose die auf einem Steinfeld gewachsen ist, dann bricht sie in Tränen aus. Auch andere Betroffene kommen zu Wort und reden über ihre persönlichen Schwierigkeiten, die sie ohne die Geißel MS in Iran nicht hätten: Erdulden einer Nebenbuhlerin, Scheidung und dazu Verlust des Besuchsrecht ihres Kindes, weil die Familie des Ex-Ehemannes die Lage manipuliert. Eine einzige harmonisch geführte Ehe gibt es auch. Berührend wie der junge Mann zu verstehen versucht und weißt, dass er den Weg mit seiner kranken Frau gehen muss.
Zahra Niazi ist eine Schülerin der Filmakademie Isfahan. Ausgebildet von dem verstorbenen Kritiker und Filmemacher Zaven Ghookasian, der bis zu seinem Tod 25 Jahre Lang über Viennale berichtete und in der iranischen Filmwelt einen wichtigen Auftrag erfüllte.
„Zaven“, wie der Meister liebevoll genannt wurde, empfahl die Projektion dieser Dokumentation, Erstlingsfilm seiner Schülerin in Wien, wo sich iranische AkademikerInnen seit Jahren bemühen, Aufklärungsarbeit zu leisten und durch Spendenaktionen Behandlungskosten von unversicherten Betroffenen zu tragen.
Negahestan - Das Iranische Wien
