Christian PetzoldDeutschland 2007 / 89 min
Yella, eine junge Frau aus einer ostdeutschen Kleinstadt, möchte im Westen eine neue Arbeit mit Zukunft beginnen. In Hannover lernt sie Philipp kennen, der für eine Private-Equity-Firma arbeitet. Yella wird Philipps Assistentin und bewährt sich in der Welt des Risiko-Kapitals. Philipp wird der Mann an ihrer Seite, mit einem Ziel vor Augen, das ein gemeinsames werden könnte. Doch immer wieder bricht etwas auf, schieben sich seltsam gegenwärtige Stimmen und Geräusche aus der Vergangenheit in ihr neues Leben. Yella hat Angst, dass dieses Leben nicht wahr ist, dass sie träumt.
Yella ist ein Film über Risse, in der Wahrnehmung und im Leben seiner Titelfigur - aber auch durch Yella, den Film selbst, geht ein Riss. Er ist eine Art doppeltes, gekreuztes, hybrid zusammengesetztes Remake. Den äußeren Rahmen der Geschichte nimmt Christian Petzold von Herk Harveys gespenstischem Horrorfilm Carnival of Souls, das Innere von Harun Farockis Dokumentation Nicht ohne Risiko. Der Titel von Petzolds vorigem Film, Gespenster, ist beispielhaft, er könnte über allen seinen Filmen der vergangenen Jahre stehen. Sie könnten ebenso gut «Untote» heißen. Immer geht es um den Rand, den Riss in der Form, aber zugleich auch thematisch. Insofern passt, dass nur zu gespenstisch auch das ist, was Yella widerfährt. In der seltsam spießigen Welt des Risikokapitals wirkt sie wie eine Erscheinung aus anderen Sphären. Sie kommt aus Ostdeutschland, aber auch die Differenz von Ost und West tritt vor allem als Chiffre einer Grenze auf, die umso spürbarer wird, je weniger sie markiert ist. Yella ist hier wie da nicht heimisch, eine Frau, die das Diesseits und das Jenseits der Grenze, Ost und West, Materialismus und Metaphysik heimsucht, um beides unheimlich zu machen. Sie ist ein Fremdkörper in einer Welt, die unter ihrem Blick, in ihren Händen eine fremde Welt wird.
Ekkehard Knörer