Mike LeighGroßbritannien 1999 / 160 min
Topsy-Turvy erzählt vom Zerwürfnis und der anschließenden, triumphalen Versöhnung des populären englischen Operettenduos Gilbert & Sullivan, den Herrschern über den Operettenhimmel des viktorianischen London. In präzisen und humorvollen Szenen erschaffen Leigh und sein großartiges Ensemble das Universum dieser historischen Epoche der bürgerlichen Unterhaltungsindustrie neu: Da ist der feingeistige Komponist Sullivan, der vom Rückzug in die Kammermusik träumt; der hitzköpfige, äußerlich grobschlächtige Gilbert, der mit verzücktem Bubenlächeln die irrwitzigsten Phantasieepisoden entwirft; die Aktricen und Akteure, die Agenten und Impressarios, deren gemeinsame Arbeit in einer umjubelten (und umkämpften!) Premiere des "Mikado" münden wird. Fernab jeglichen müden Theaterdonners zeigt Topsy-Turvy die Bühne als Arbeitsort, und verortet seine Figuren plastisch in ihrer Epoche, in den sozialen und gesellschaftlichen Verhältnissen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. „Wir begannen ohne Drehbuch und recherchierten 7 Monate lang, diskutierten und improvisierten, bis wir bei etwas sehr Präzisem angelangt waren. Die Mitwirkenden besuchten die Schauplätze, hörten sich die Musik an, lasen Hintergrundmaterial; außerdem trugen alle zu jedem Zeitpunkt ihr Kostüm. Man kann nicht wahrhaftig improvisieren, ohne das zu tun (...) Das fertige Drehbuch ergab sich zum Teil aus dieser Improvisation, zum Teil aus meinem Beitrag als Autor; wir woben außerdem alle möglichen Originalzitate der Protagonisten ein: Zitate aus Briefen vor allem, denn diese Menschen korrespondierten sehr viel, führten viele ihrer Beziehungen über Korrespondenz (...) Diese Arbeitsweise ermöglicht es mir, den Menschen Raum zu geben einen Beitrag zu leisten, gemeinsam, in der Gruppe, etwas zu erschaffen.“ (Mike Leigh) [Michael Loebenstein]