Mara Mattuschka, Reinhard JudÖsterreich 2012 / 85 min
Nach der Tour durch den brennenden Palast (Burning Palace, 2009) führt uns Mattuschka in ein Etablissement der fantastischen, aber gleichzeitig typisch österreichischen Art: wenn – früh im Film – die Hausherrin ihre Köchin darauf hinweist, dass ihre Histaminunverträglichkeit nur eine von vielen Leiden ist, erahnen wir dass uns der Film mit dem so rätselhaften Titel freudianisch geschulte Blicke in neurosengebeutelte Seelen erlauben wird. Man befindet sich in einem Gebäude mit vielen Zimmern, die von der (Internet)-Parntersuche-besessenen Hausherrin an vorwiegend künstlerisch tätige ExzentrikerInnen vermietet wird: an den masochistischen Kunsthistoriker, die musizierenden Zwillinge, den dubiosen Eigenbrötler, die von Michelangelo inspirierte Performancetruppe. Für uns ZuschauerInnen wird dieses Haus der Kunst erfahrbar über den Blick von „Gucki“, der barfuß durch die Zimmer streunenden Tochter der Herrin, deren Blickeslust auch mal in handfeste Fleischeslust umschlägt, stets die Körperbeherrschung der Tänzerin bewahrend. In wunderbaren Elegien zeigt Mattuschka ein künstlerisches Leben ohne Spartendenken, sie entwirft in Qvid Tvm eine Utopie der Hingabe an die Kunst. Und zwar unter der Voraussetzung, dass die Untiefen und Macken der BewohnerInnen dieser Utopie zwar genau beobachtet, aber nie verurteilt werden. Nur einer muss draußen bleiben: der zwielichtige Gallerist, dem es, dem Scheine nach, nur um betrügerische Gewinnmaximierung geht. Kunst, so will uns Mattuschka wohl sagen, die dem Markt versklavt wird, hat keinen Platz in ihrem Gebäude.
Andrea Braidt