Matt PorterfieldUSA 2010 / 89 min
Ein leeres, unaufgeräumtes Zimmer in der ersten Einstellung. Hier hat Cory gelebt, der mit 24 an einer Überdosis gestorben ist. Der Film spielt am Vortag seiner Beerdigung, zeigt seine Familie, seine Freunde, deren Leben schon anfängt weiterzugehen, obwohl ihnen noch die Verletzbarkeit, die ein so plötzlicher Tod auslöst, ins Gesicht geschrieben steht. Mit einem fast dokumentarischen Gestus der Beobachtung fängt der Film gleichzeitig eine Stimmung und ein Milieu ein. Teenager, die seltsam erschöpft wirken von den Zumutungen des Erwachsenwerdens, denen ein bisschen Zivilisationsgrün am Fluss oder die Skateboardanlage den einzigen Freiraum bieten; Erwachsene, die das Leben nicht nur mit Tattoos gezeichnet hat. Mit großer Behutsamkeit bringt der Film die Orte zum Sprechen und auch die Protagonisten. Sie geben einem unsichtbaren, aber omnipräsenten Interviewer Antworten auf seine Fragen nach ihrer Beziehung zu Cory, nach der Beerdigung, nach der Schule, danach, was nach dem Tod kommt. Ein dokumentarischer Touch in einem Film, der sich sehr fragil zwischen Inszenierung und Improvisation bewegt, könnte man denken. Oder vielmehr eine Methode, genau diesen Grenzgang der Filmerzählung im Film selbst in den Mittelpunkt zu rücken.
Anna Hoffmann, Berlinale Katalog