Moartea domnului Lazarescu


Cristi PuiuRumänien 2005 / 153 min

Etwas Vanille, Zucker, Wasser und reiner Alkohol alles kurz aufkochen, fertig ist Mastropol. Hauptnahrungsmittel der männlichen Bevölkerung Bukarests in den achtziger Jahren. Und das von Herrn Lazarescu (Ion Fiscuteanu) in Cristi Puius neuestem Film: Moartea domnului Lazarescu (Der Tod des Herrn Lazarescu).
Außer Mastropol sind dem 63-jährigen die drei Katzen wichtig, mit denen er in einer kleinen Wohnung in einem der typischen Blockbautenviertel Bukarests lebt. Seine Frau ist seit vielen Jahren tot, seine Tochter nach Kanada ausgewandert. So hat er nur noch die Nachbarn, die er um Hilfe bitten kann, als es ihm eines Tages gesundheitlich schlechter geht. Und so beginnt die Odysee des Herrn Lazarescu durch die Notaufnahmen der Krankenhäuser und seine Reise auf dem Weg in den Tod, die Erlösung oder die Hölle und das Paradies. Nicht zufällig heißt er Lazarescu (Lazarus) und mit Vornamen Dante Remus, der operierende Arzt "Anghel" (Engel) und die ihn begleitende Rettungsschwester Mioara Avram (Abraham). Aufgehoben in Abrahams Schoß sagt man auch im Rumänischen.
Puiu geht es nicht um eine anklagende Kritik der Verhältnisse (hier der schlechten medizinischen Versorgung). Er konstatiert die Gegebenheiten, mehr nicht. Die Art, wie die Menschen kommunizieren oder nicht kommunizieren, sei für ihn das zentrale Thema des Films, so Puiu. Damit verbunden ist das gegenseitige Misstrauen, das hier wohl jedem Neuankömmling sofort ins Auge fällt. Der (westliche) Besucher mag es als Auswirkung langjähriger staatlicher Bespitzelung und kommunistischer Diktatur betrachten. Puiu begründet es historisch. Dem Land habe schon immer eine feste Struktur gefehlt, im de facto rechtlosen Raum sei nie klar gewesen, ob eine Handlung bestraft oder belohnt werden würde. Es sei immer darum gegangen, auf verschlungenen Wegen das Eigene auf Kosten anderer durchzusetzen.
Die dem ausländischen Beobachter so merkwürdig erscheinende parallele Existenz von Rücksichtslosigkeit, Grobheit, soziale Kälte und Fürsorge, Herzlich- und Gutmütigkeit im Umgang miteinander ist im Film sehr präzise beobachtet. Und vieles mehr, was die Gesellschaft hier bestimmt: das Leben im sozialistischen Wohnblock, die heutigen Generationsunterschiede, das Geschlechterverhältnis, die alltägliche Geldfrage.
Das Drehbuch des Films hat Cristi Puiu zusammen mit Razvan Radulesu geschrieben. Ein gutes Gespür für rumänische Lebenswirklichkeit und ihren sprachlichen Ausdruck lassen die beiden zu den besten Autoren der neuen Generation gehören, die genug hat von Historien- und Kostümfilmen, von heroischen Gestalten und künstlichen Dialogen. Und für die Hollywood kein Vorbild ist.
Hilke Gerdes

Informationen

Originaltitel
Moartea domnului Lazarescu
Deutscher Titel
Der Tod des Herrn Lazarescu
Länge
153 min
Farbe
Farbe
Fassung
OmdU
Filmformat
35mm
Bildformat
1,85
Kamera
Oleg Mutu
Drehbuch
Cristi Puiu, Razvan Radulescu
Darsteller
Ion Fiscuteanu, Luminta Gheorghiu, Doru Ana, Monica Barladeanu, Alina Berzunteanu, Doru Boguta, Mimi Branescu
Festivals & Preise
Cannes 2005: Un certain regard Award;
Transilvania Filmfestival 2005: Beste Regie, Bester Darsteller, Fipresci-Preis, Publikumspreis.
Schnitt
Dana Bunescu
Musik
Andrea Barbu
Ton
Cristian Tarnovetchi
Produktion
Mandragora Movies
Verleih
Stadtkino Wien

Informationen

Originaltitel
Moartea domnului Lazarescu
Deutscher Titel
Der Tod des Herrn Lazarescu
Länge
153 min
Farbe
Farbe
Fassung
OmdU
Filmformat
35mm
Bildformat
1,85
Kamera
Oleg Mutu
Drehbuch
Cristi Puiu, Razvan Radulescu
Darsteller
Ion Fiscuteanu, Luminta Gheorghiu, Doru Ana, Monica Barladeanu, Alina Berzunteanu, Doru Boguta, Mimi Branescu
Festivals & Preise
Cannes 2005: Un certain regard Award;
Transilvania Filmfestival 2005: Beste Regie, Bester Darsteller, Fipresci-Preis, Publikumspreis.
Schnitt
Dana Bunescu
Musik
Andrea Barbu
Ton
Cristian Tarnovetchi
Produktion
Mandragora Movies
Verleih
Stadtkino Wien
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