Pascal BonitzerFrankreich 2006 / 82 min
Es ist nicht immer einfach, den richtigen Ausweg zu finden, und in den Filmen von Pascal Bonitzer, dem ehemaligen Filmkritiker und Drehbuchautor für Regisseure wie Jacques Rivette, war das schon immer schwierig. Bonitzers Filme leben von den versteckten Handlungen seiner Protagonisten, denen es meist erst über Umwege gelingt, ihr Ziel zu erreichen. Petites coupures hieß einer seiner Filme, und tatsächlich sind es die kleinen Wunden, unter denen auch die Menschen in seinem jüngsten Film, Made in Paris, zu leiden haben. Schon der Beginn wirkt wie eine Miniatur dieses Spiels der falschen Wege, wenn auf einem Friedhof der Verleger Hermann nach einem Begräbnis nicht den Ausgang findet. Auf diese Weise trifft er seine frühere Freundin Anne wieder, die sich - auf einem Grab sitzend! - seine Telefonnummer auf den Handrücken schreiben lässt, was der Autor Worms sieht, fotografiert und für seine Zwecke ausnützt: Denn Hermann ist mittlerweile nicht nur mit Worms' früherer Freundin Diane liiert, sondern auch im Begriff, dessen neuesten Roman zu veröffentlichen - in dem wiederum Diane ungewollt eine Rolle spielt. Derart entwickelt sich Made in Paris auch zu einer filmisch vielschichtigen Konstruktion und erweist sich als ein erotisches Verwirrspiel, als ein Reigen von Macht, Begehren und Unschuld. Einmal mehr zeigt sich Bonitzer dabei als ein Meister im Umgang mit Tempo und Rhythmus, wenn es darum geht, seine Interessen und Ziele zuerst erreicht. Ein elegantes Stück Kino mit einer Reihe wunderbarer Schauspieler, ein moralisches Lehrstück, das vom wirklichen Leben eingeholt wird. So wie das Ende den Anfang einholt. Der Kreis hat sich geschlossen, doch jemand wird fehlen.