Brillante MendozaFrankreich, Philippinen 2009 / 117 min
Ein tragisches Ereignis schafft in Lola eine seltsame Verbindung: Zwei Großmütter aus der Unterschicht Manilas müssen miteinander in Kontakt treten, obwohl der Umstand, der sie zusammenführt, dies nicht eben nahe legt: Der Enkel der einen ist angeklagt, den Enkel der anderen bei einem Raub getötet zu haben. Da das philippinische Recht eine außergerichtliche finanzielle Einigung erlaubt, bemüht sich die gebrechliche Großmutter des Angeklagten um ein Darlehen. Aus diesem Szenario entwickelt Brillante Mendoza seinen jüngsten Film Lola: Während die alte Frau versucht, das nötige Geld zu bekommen, zeigt Mendoza in Videobildern von faszinierender Einfachheit und Tiefe - wie sie nur bei diesem Filmkünstler zu finden sind -, wie sich die andere, gänzlich mittellose Seniorin müht, selber die Bestattungskosten aufzutreiben: Mit einem schmalen Ruderboot lässt sie sich von Haus zu Haus fahren und sammelt von den Allerärmsten kleine Spenden sein. Es gibt keinerlei Sentiment in diesem Film, der sich keine Illusionen darüber macht, dass man mit Geld vielleicht die Armut lindern kann, nie jedoch die Trauer. Und vielleicht größere Filme machen könnte, aber nicht unbedingt bessere. (Daniel Kothenschulte) Es regnet permanent, ein starker Wind pfeift, und beides wird in diesem Film kaum je aufhören. Eine alte Frau geht mit einem kleinen Jungen durch die Stadt. Sie versuchen, eine Gedenkkerze anzuzünden. Der kleine Junge, der den Schirm schützend gegen den Wind halten soll, stellt sich dabei nicht gerade geschickt an. Minutenlang dauert das, präzise eingefangen von der Handkamera. Dieser Anfang schon zeigt die ganze Meisterschaft von Brillante Mendoza. Nichts passiert, werden manche sagen, alles passiert - das erkennt man, wenn man hinschaut.
Rüdiger Suchsland
BRILLANTE MENDOZA Geboren 1960 in San Fernando, Philippinen. Studiert an der University of Santo Tomas in Manila. Arbeitet zehn Jahre auf Sets von Kino- und TV-Filmen sowie bei Theaterproduktionen. Mit The Masseur (2005, Viennale 05) realisiert er seinen ersten Langfilm und wird beim Filmfestival von Locarno 2005 ausgezeichnet. Filme (Auswahl): Summer Heat (2006, Viennale 06), Manoro (2006), Kinatay (2009).