Burgl CzeitschnerÖsterreich 2018 / 100 min
Let's keep it ist ein Kino-Dokumentarfilm über die nach wie vor problematische Haltung der Republik Österreich zur Restitution "arisierter" Liegenschaften, die nach 1945 - aus welchen Gründen immer - in das Eigentum Österreichs übergingen.
Der Film ist auch eine Verbeugung der Regisseurin vor den Opfern des dunkelsten Kapitels Österreichs der jüngeren Geschichte. Eines Kapitels, das bis zu einem gewissen Grad verlängert erscheint, wenn es um die Restitution gestohlener Liegenschaften an die Nachkommen der Holocaust-Opfer geht.
Regiestatement Burgl Czeitschner
Die Probleme, mit denen Europa aktuell konfrontiert ist, haben ihren Ursprung auch in der unbewältigten Vergangenheit vieler europäischer Staaten. Die Mitscherlich’sche „Unfähigkeit zu trauern“ hat vielerorts dazu geführt, dass Vorurteile – gepaart mit Neid und Misstrauen – von verantwortungslosen Populisten nur zu leicht geschürt werden können. Immer dann, wenn Empathie und Hilfsbereitschaft für andere, Fremde, benötigt werden. Am Beispiel Österreich, wo rechtes Gedankengut ungebrochen zum politischen Alltag gehört, zeigt dieser Film den fragwürdigen Umgang mit der jüngeren Vergangenheit und dessen nachhaltige Folgen auf. Gemäß der Lebenslüge der 2. Republik, Hitlers erstes Opfer gewesen zu sein, sollten unmittelbar nach 1945 sieben – von den Alliierten erzwungene - Rückstellungsgesetze den Staat als Rechtsnachfolger der NS-Diktatur von diesem „Erbe“ befreien. Das Gegenteil war der Fall: Die späteren hoch dekorierten Größen der 2. Republik – etwa Karl Renner, Leopold Figl oder Adolf Schärf - verstanden es meisterhaft, die Alliierten zu täuschen und vielen Juden, die den Holocaust überlebten, die Rückgabe ihres geraubten Eigentums aufgrund komplizierter Gesetzesformulierungen vorzuenthalten.
Fünf Jahrzehnte später, nach der Waldheim-Affäre, begannen Spitzenpolitiker Verantwortung für Österreichs Rolle im Nationalsozialismus zu bekunden. Zögerlich, aber doch, wurden Maßnahmen zur „Wiedergutmachung“ gesetzt. Dazu zählt auch das Entschädigungsfondsgesetz aus dem Jahr 2001. Eine eigens installierte Schiedsinstanz für Naturalrestitution bekam den Auftrag, Nachkommen jüdischer Holocaust-Opfer die Möglichkeit zu bieten, zu Unrecht entzogenes Eigentum zurück zu fordern – sofern dies nunmehr öffentlicher „Besitz“ ist. Anhand ausführlich dokumentierter „Fälle“ wird verdeutlicht, dass auch dieses Gesetz im Grunde verhindern sollte, dem Unrecht vergangener Tage so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit folgen zu lassen. Zu Wort kommen vor allem Nachkommen von Holocaust-Opfern, welche die Republik Österreich trotzdem beim Wort nehmen wollten.
Eine sehr persönliche Note erfährt dieser aufwändig produzierte Film durch den Anspruch der Regisseurin, bei ihrem kritischen Blick auf „Leistungsträger*innen“ der 2. Republik Österreich ihre eigene Familie mit einzubeziehen.
Gedreht wurde in Österreich und in den USA.
Burgl Czeitschner Filmproduktion