Julia DucournauBelgien, Frankreich 2016 / 99 min
Eigentlich isst Justine, Studentin der Veterinärmedizin, kein Fleisch. Aber dann passiert da diese Sache und die junge, unschuldige Frau entwickelt seltsame, um nicht zu sagen: ziemlich befremdliche, nein, eigentlich ganz und gar abstoßende Gelüste. Ducournau kennt in ihrem ebenso wagemutigen wie stilsicheren Debüt nach eigenem Drehbuch keine Hemmungen; sie taucht ein Coming-of-Age-Drama in Blut und Gekröse und folgt dem Erwachen der Lust Justines am Fleischfressen und am Sex bis in die purpurfinstersten Tiefen, dorthin, wo die animalischen Instinkte lauern und der Mensch dem Raubtier gleicht.
"Du bist, was du isst. In Julia Ducournau’s erstem Langfilm greift die 16-Jährige Juliette zu rohem Fleisch. Daran ist nichts natürlich, denn sie ist überzeugte Vegetarierin und will wie ihre Schwester und ihre
Eltern davor Tierärztin werden. ‘Grave’ ist der französische Originaltitel und übersetzt sich unter anderem mit ‘prägend’ oder ‘gravierend’. Ducournau’s Filme strecken diese Momente der eindringenden Gravur, der Prägung, des Werdens auf Filmlänge. Wer bin ich? Aber auch: Wer kann und darf ich eigentlich sein als Erbe*in meiner Eltern und als Teil einer erdrückend normativen Gesellschaft? Wer prägt hier
eigentlich wen?" (Text: Kino & Krawall)