Debra GranikUSA 2004 / 104 min
Debra Graniks Langfilmdebüt über eine kokainsüchtige Supermarkt-Kassierin - exzellent gespielt von Vera Farmiga -, die eine Entziehungskur beginnt. Unsentimentaler Realismus, der eher an europäisches Kino erinnert als an derzeit im US-Independent-Film übliche Inszenierungen. (Christoph Huber)Ganz ohne Dogma-Schnickschnack, ohne jegliches Schielen auf White-Trash-Schick entwirft Granik einen Alltag und bindet diesen mittels beiläufiger Beobachtungen in einen gesellschaftlichen Kontext ein: Man sieht Mütter, die an der Supermarktkassa mit kaum verhaltener Unruhe dem Rechenvorgang zusehen. Alte Männer, die mit abgelaufenen Rabattmarken um ein paar Lebensmittel feilschen. Häuser, an denen die Farbe blättert und Stars-and-Stripes-Fähnchen von trotzigem Beharren auf Bürgerstolz erzählen, der unter wirtschaftlichem Druck zu schwinden droht.
Die Schlüssigkeit dieser Milieubeschreibung hat nicht zuletzt damit zu tun, daß Graniks Projekt über mehrere Jahre und im Austausch mit realen Vorbildern für ihre Figuren entstanden ist. Viele Rollen sind mit Laien besetzt. Die Hauptdarstellerin, selbst in New Jersey aufgewachsen, gibt ihrer Figur intensive Präsenz - und der Film gibt dieser Raum, sich zu behaupten.
Down to the Bone ist eine US-Produktion und dennoch eine Art Ausnahmeerscheinung. Er erinnert an Frauenporträts aus den 70er-Jahren - an Barbara Lodens Wanda oder an A Woman Under The Influence. Seine Relevanz erhält er jedoch gerade dadurch, daß er in der Beschreibung jener äußeren Bedingungen, die die Existenz seiner Protagonistin rahmen, ganz gegenwärtig ist. (Isabella Reicher/DER STANDARD)