Helke SanderDeutschland 1989 / 98 min
Halbdokumentarische Filmcollage, deren Szenen durch eine fiktive "Lieschen Müller"-Figur verbunden werden, die von Wien nach Bonn reist, um sich dort einen Mann zu suchen. Vom Krawatten-Test bis zum Streifzug durch Bonner Bordelle und durchs Regierungsviertel arbeitet sich der satirische Film bis zu Prominenten vor, die gefragt werden, ob sie sich jemals dafür geschämt hätten, ein Mann zu sein.
(Filmdienst)
„Ich suche einen Mann!“, schallt es vom Drachenfels herab über den Rhein. Die aus Österreich angereiste Lorelei namens „Lieschen Müller“ muss schon um Aufmerksamkeit buhlen, will sie von den in der Bundeshauptstadt Bonn versammelten Männern wahrgenommen werden. Doch schließlich sprechen Urlaubs- und Dienstreisende sowie ein Herrenausstatter ebenso gern mit ihr über Krawattenvorlieben wie ein Taxifahrer und rheinische Kabarettisten über Bordellbesuche. Schmallippiger reagieren Angehörige der politischen Klasse, werden sie von Akademikerinnen wie der feministischen Linguistin und Schlipsträgerin Luise F. Pusch vernommen. Schließlich betrifft der Fragenkatalog nicht allein ihr Selbstverständnis als Männer und Deutsche, sondern auch ihr Schamgefühl angesichts der von Geschlechtsgenossen verübten Kolonialverbrechen der Frühen Neuzeit … In ihrer filmischen Tour d’Horizon brachte Helke Sander Parteien- und Medienvertreter, aber auch den „kleinen Mann auf der Straße“ (so die Mitwirkendenliste) gehörig in die Bredouille. Mit historischer und zukünftiger Männergewalt konfrontiert, redete sich da so mancher in Rage – und ein nationalkonservativer Ritterkreuzträger um Kopf und Krawatte. (Berlinale)