Was Leos Carax, der Regisseur der »Liebenden von Pont Neuf« und von »Holy Motors« hier macht, ist gar nicht so leicht zu sagen. Er macht einen persönlichen Film, frei von erzählerischen Zwängen. Was Carax dokumentiert, ist sein eigenes Leben und sein eigenes Denken, eine Innenansicht. Was er geschaffen hat, ist ein höchst amüsantes Vexierspiel aus Leben und Kino. Er ist kompliziert und gleichzeitig sehr einfach und arbeitet ziemlich klar so, wie auch Jean-Luc Godard, das große Vorbild von Carax, gearbeitet hat – es gibt Spielszenen und Dokumentarfilm, vor allem aber ist Kino hier die Kunst des Montierens: Verschiedene Bild- und Tonebenen legen sich gleichzeitig übereinander. Dies ist ein Film, der versucht das auszuloten, was Kino sein kann, und hier wiederum insbesondere das Kino als Kunst der Montage.
Kunst will immer etwas erreichen was sie vielleicht gar nicht erreichen kann und muss deswegen notwendigerweise scheitern. Sie ist aber nur dann gute Kunst, wenn sie es trotzdem versucht. Sie muss sich in das Unkontrollierte und Unkontrollierbare hineinstürzen – dies ist ein sehr hoher Anspruch. Diesen Anspruch hat Leos Carax. So einen Film hätte sonst nur Jean Luc Godard hinbekommen – Leos Carax ist sein einziger legitimer Nachfolger. (Filmfest Oldenburg)
Dahomey
DAHOMEY, der Gewinner des goldenen Bären 2024 kommt ins Kino!
Der preisgekrönte Film der gefeierten Regisseurin Mati Diop beleuchtet die vielschichtigen Sachverhalte rund um Aneignung, Selbstbestimmung und Restitution und wirft darüber hinaus einen poetischen Blick auf eine oft vernachlässigte Vergangenheit.
1892 wurden 26 Kunstschätze des Königreichs Dahomey zusammen mit Tausenden anderen Gegenständen von französischen Kolonialtruppen geplündert. Im November 2021 stehen diese Artefakte kurz davor, Paris zu verlassen und in ihr Herkunftsland, das heutige Benin, zurückzukehren. Wie soll diese Raubkunst in einem Land empfangen werden, das sich inzwischen stark verändert hat? Mit Voiceovers und Filmmaterial von studentischen Debatten an der Universität Abomey-Calavi, beleuchtet Mati Diop verschiedene Perspektiven.
Diops neuester Film regt zum Nachdenken an. Er nutzt überzeugende, nicht-traditionelle Erzählformen, um die Vergangenheit mit Nachdruck in der Gegenwart zu verankern. DAHOMEY bietet berührenden wie einzigartigen Diskussionsstoff, der fesselnd und unverzichtbar zugleich ist.
DAHOMEY – ab 22. November österreichweit im Kino!
Sondervorstellungen 22. November 2024 Kinostart + Podiumsgespräch im Stadtkino 29. November 2024 Film + Zoom-Gespräch mit Regisseurin Mati Diop im Stadtkino
Im Film … ned, tassot, yossot … – Frauen, Fußball, Nordkorea kehren die Filmemacherin Brigitte Weich und Kamerafrau Judith Benedikt in das isolierte Land zurück, um vier Fußballerinnen des Nationalteams zu befragen, wie sich ihre Leben weiterentwickelt haben. Inzwischen sind die vier Frauen, die bereits im Dokumentarfilm HANA, DUL, SED … (AT 2011) zu sehen waren, nicht mehr im Profisport aktiv und verfolgen Karrieren hinter der sportlichen Bühne oder abseits davon.
Die Frauen erzählen von ihrem Leben und Status als weibliche Athletinnen, von elterlichen Erwartungshaltungen, Aussehen und Auftreten, Karriere und Familienplanung. Manchmal scheint die Message Control des Landes in den Hintergrund zu treten, bei manchen Themen kann man spüren, dass die Frauen nicht immer frei sind über alles zu sprechen, was sie beschäftigt. Neben den Protagonistinnen kommt auch Nordkoreas einzige weibliche Filmregisseurin zu Wort. Sie hat eine TV-Soap über die Fußballerinnen inszeniert: Ausschnitte aus der Serie, die ein traditionelles Frauenbild und hingebungsvollen Patriotismus promotet, bieten eine andere, heimische wie konforme Perspektive auf das Thema.
„Zurückhaltend, ohne Wertung ihrer Umgebung beobachtet Weich die Frauen, und sorgt mit deren kleinen und großen Erfolgen für Begeisterung.“ Kleine Zeitung
„Ned, tassot, yossot ist ein besonderer Film. Er zeigt einen weiblichen Blick auf vier Frauen, die innerhalb der Möglichkeiten eines totalitären Regimes mit allerlei Privilegien ausgestattet wurden, aber auch wieder fallengelassen wurden.“ Der Standard
„Ein außergewöhnliches Dokumentarfilmprojekt über nordkoreanische Fußballspielerinnen.“ Ray Filmmagazin
Mit Koffis Rückkehr an seinen Geburtsort, nachdem er von seiner Familie verstoßen wurde, erkundet OMEN die Auswirkungen von Glaubenssätzen auf das Schicksal von vier Personen, die der Hexerei und Zauberei beschuldigt werden. Sie sind alle miteinander verflochten und führen sich gegenseitig in die Phantasmagorie Afrikas.
Mit seinem vielfach ausgezeichneten Spielfilmdebüt erforscht der Musiker, Filmemacher und Allroundkünstler Baloji auf eindringliche Weise, wie sehr Aberglauben und Vorurteile das Schicksal seiner vier Hauptfiguren beeinflussen. OMEN ist ein Film voller unvergesslicher Bilder, ein umwerfender Beweis für die kreative Energie des aktuellen afrikanischen Kinos.
„Von großer Vorstellungskraft und Kühnheit“ Variety
„Ein visuell beeindruckendes, zutiefst mitfühlendes und bemerkenswertes Debüt.“ Indiewire
„Balojis beeindruckendes Drama deutet auf eine große Zukunft für diesen Filmemacher hin.“ Screen Daily
„Erzählt in fulminanten Bildern von der Entfremdung eines nach Europa Migrierten bei der Rückkehr nach Afrika.“ Der Standard
Amsel im Brombeerstrauch
Die 48-jährige Ethéro lebt in einem kleinen Dorf in Georgien und wollte nie heiraten. Sie schätzt ihre Freiheit genauso sehr wie ihre Torten. Ihre Nachbarn tratschen jedoch über ihre Entscheidung, allein zu leben. Als sie sich leidenschaftlich in einen Mann verliebt, muss sie eine Entscheidung treffen – entweder die Beziehung fortsetzen oder ein unabhängiges Leben führen. Ethéro muss sich ihren Gefühlen stellen und ihren Weg zum Glück finden.
„Der Film hat eine farbenfrohe, bitterböse Kaurismaki-ähnliche Qualität, die absolut überzeugend ist. Und die zugrunde liegende Botschaft ist äußerst ermutigend.“ shadowsonthewall
„Ein ruhig erzähltes Drama in satten Farben um eine faszinierend eigenständige und feinfühlige Frauenfigur in einer Phase der Veränderung, die zugleich beglückt und verunsichert.“ Filmdienst
„Naveriani zeichnet mit nüchternem und dennoch von leisem Witz durchzogenem Blick das Porträt einer willensstarken, eigensinnigen Frau. […] eine berührende Liebesgeschichte, in der sich zwei Menschen im Herbst ihres Lebens wie tapsige Teenager begegnen.“ NZZ
„Naveriani hat uns eine höchst ungewöhnliche feministische Heldin geschenkt, die gerade dann aufblüht, wenn die anderen um sie herum zu welken beginnen: die letzte und süßeste Brombeere am Strauch.“ Variety