Pete Docter, Bob PetersonUSA 2009 / 96 min
Up (Oben) ist der erste Animationsfilm aus dem erfolgsträchtigen Pixar/Disney-Haus, der mit stark verbesserter stereoskopischer Technologie Seherfahrungen zu erweitern versucht. Der räumliche Effekt sorgt am Anfang des Films ob seiner digitalen Klarheit für Erstaunen, ordnet sich dann aber bald dem dynamischen Geschehen unter. Erstaunlicherweise wirkt er eher in Landschaftspanoramen als in Aktionsmomenten nach.
Dass man in Cannes erstmals einem Animationsfilm die Ehre des Openers erweist, hat ohnehin mehr mit dem kreativen Output von John Lasseters Pixar-Studio zu tun: Ratatouille und Wall-E waren auch unter cinephilen Kritikern hochgeschätzte Filme, die mit Humor und Einfallsreichtum tradierte Erzählformen in ein neues Zeitalter zu hieven wussten. Up reiht sich hier ein, wenngleich er sich gesellschaftspolitisch mehr an der Familienfreundlichkeit des Urkonzerns orientiert.
Dabei ist die Wahl des zentralen Protagonisten, des 78-jährigen Carl, der im Schneckentempo mit einem Treppenaufzug die Szene betritt, durchaus bemerkenswert. Nostalgisch - und mit einer guten Dosis Sentimentalität - beschwört der Film den Abenteuergeist eines vergangenen Jahrhunderts herauf, einer imaginären Parallelwelt, die er demonstrativ der kalten Gegenwart entgegensetzt. Man muss an Der Zauberer von Oz denken, an die fantastischen Reisen des japanischen Zeichentrickmaestros Hayao Miyazaki, wenn Carl sich seinen Lebenstraum erfüllt und hunderte Gasballons an sein Haus heftet, um damit in die Wildnis Südamerikas aufzubrechen.
Die große Herausforderung erwartet den Alten in Gestalt eines blinden Passagiers - ein dicklicher Bub, wie er selbst ganz auf sich allein gestellt. Die Stärken des Films liegen allerdings mehr in der Sorgfalt im szenischen Detail als im großen erzählerischen Bogen - in drolligen Figuren wie einem treuen Paradieslaufvogel oder einem ganzen Rudel sprechender, aber dennoch ziemlich blöder Hunde.
Dominik Kamalzadeh, Der Standard, 14.5.2009
EINTRITTSPREIS 3 €