Želimir Žilnik 2015 / 94 min
Im Herbst 2014, als die Balkanroute noch offen war, drehte Želimir Žilnik sein Doku-Drama zur Situation von Flüchtlingen in Serbien. Logbook Serbistan begleitet junge Männer und Familien aus afrikanischen Ländern, Syrien und Afghanistan auf ihren komplizierten Wegen an die Grenzen der EU. Diskussionen über Schlafplätze in Flüchtlingszentren, Preisverhandlungen mit Schleppern und Taxifahrern, Gespräche zwischen Flüchtlingen und ehemaligen serbischen Gastarbeitern oder die Mithilfe geflüchteter Menschen bei den Aufräumarbeiten nach der Hochwasserkatastrophe in Serbien werden aus der Perspektive der MigrantInnen gezeigt, die als LaienschauspielerInnen ihre eigenen Geschichten verkörpern.
Die Stimmungslage des Films, der manchmal an ein Roadmovie erinnert und von einem starkem Musikeinsatz sowie einer Vielfalt von Sprachen profitiert, wechselt zwischen tragisch, absurd und witzig. Er zeigt die Strapazen der Flucht, legt sein Augenmerk aber ebenso sehr auf die Gestaltungskraft der Flüchtenden, ihre Selbstorganisation, die Flexibilität in der Routenplanung und die Kommunikation sowohl untereinander als auch mit Behörden und Einheimischen.
Mit Logbook Serbistan hat Želimir Žilnik einen außergewöhnlichen Fluchtfilm geschaffen, der nicht nur die Menschen auf der Reise porträtiert, sondern auch die verschiedenen Facetten der Menschen in den Städten und Dörfern eines Landes, das selbst mit Armut und Auswanderung vertraut ist. (Christian Kravagna)
Im Anschluss: Želimir Žilnik im Gespräch mit Hemma Schmutz