Peter SchreinerÖsterreich 2015 / 130 min
Am 29. März 2017 um 19 Uhr im Stadtkino im Künstlerhaus
Zwei Menscheehren auf die Mittelmeerinsel Lampedusa zurück. Hier hat Giulia eine persönliche Krise überwunden, hierher flüchtete Zakaria vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat Somalia. Von ihnen erzählt Schreiner, von Begegnungen, von innersten Gedanken, existenziellen Fragen und Ängsten, von der Vergänglichkeit. Es ist eine Sinnsuche, die fragmentarisch bleibt und sich zwischen der Erinnerung und dem Jetzt bewegt. Die Vergangenheit drängt sich in den Monologen und Gesprächen in die Gegenwart des filmischen Abbildes. Sie hat sich sichtbar eingeschrieben in die Haut, die Gesichter, die Körper, die Schreiner in Nahaufnahmen erforscht, sodass sie beinahe spürbar werden und doch hoch artifiziell bleiben. Die strenge, sinnliche Schönheit dieser Bilder, das Spiel mit der Abstraktion von brillantem Schwarzweiß, von Licht und Schatten, die langen, ruhigen Einstellungen, die Konzentration auf Details, all das schafft den Raum für eine intuitive, konzentrierte Wahrnehmung, einen Raum der Begegnung. Der Ort dieser Begegnung ist konkret, doch die karge, spröde Landschaft Lampedusas wird zu einer Art von Bühne und Projektion für die Figuren, ein abstrakter Raum. So wie auch für die meisten von uns diese Insel nur als Vorstellung existiert, als Ort, an dem sich politisches Handeln manifestiert und eine Krise – die Beziehung des alten Europa und des jungen Afrika, die Dynamik von Widerstand und faszinierter Anziehung, von Innen und Außen. Schreiner entwirft Lampedusa als universelle innere Erzählung, als intensiven Erfahrungs- und Assoziationsraum, oszillierend zwischen dokumentarischen und fiktionalen Elementen. Befreit von der Notwendigkeit sich zu erklären wird der Film selbst zur Suche und zu einer Befragung – der Figuren, der filmischen Form wie auch unserer gegenwärtigen Realitäten. (Barbara Pichler)
Der Film ist von einer überwältigenden Schönheit, voller Intensität, Tiefe und Zärtichkeit. Den Film anzuschauen, kann sich zu einer Seh-Sucht nach genau solchen Bildern entwickeln. (Birgit Flos, Kolik-Film)
Durch das Aufeinandertreffen zweier und mehrerer Welten entstehen große Fragen, die durch eine ethische und demokratische Form der Darstellung in ihrem Kern getroffen wird. Das Resultat ist ein konzentrierter Sog, der durchaus rar ist im österreichischen Kino, weil er sich eben nicht souverän und ironisch über die großen Fragen der Menschheit stellt, sondern sich mitten hinein wagt. (Patrick Holzapfel, Kino-Zeit.de)
Wer sich auf Schreiners behutsame, aber nie langatmige Erzählweise einlässt, wird belohnt. (Alexander Musik, ORF.at)