Anlässlich des von Hubert Sielecki für Mitglieder des Künstlerhauses Wien gestifteten Filmpreises im Bereich des künstlerischen und experimentellen Animations- und Kurzfilms, wird ein Programm aus den eingereichten Werken gezeigt. Neben dem Film “Holes in Light ” der Preisträgerin 2024, Eva Petric, werden Arbeiten verschiedenster Genre und Formate präsentiert. Das Programm wurde von Hubert Sielecki in Zusammenarbeit mit Martina Tritthart und Holger Lang zusammengestellt. Die beteiligten Künstler*innen werden teilweise anwesend sein und im Anschluss an die Vorführung für Fragen und Gespräche zur Verfügung stehen. Laufzeit ca. 70 min.
Holes in Light von Eva Petric | 2024 | 05:49 min.
Indem sie Daten über menschliche Aktivitäten auf der Erde mit Satellitenbildern kombiniert und mit Schattenbildern kommentiert, zeigt Eva Petric den Schatten der Menschheit auf der Erde. Das Video ist eine poetische Entschuldigung des Menschen an die Natur.
Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis von Kurt Brazda | 2022 | 10:00 min.
Dokumentarischer Essay über alles, das ist oder war -
Kari von Veronika Hösch (ex. Burger) | 2020 | 03:23 min.
Die Videoarbeit „Kari“ dokumentiert das „Labor History Mural“ in Bloomington-Normal, Illinois, kurz bevor das verlassene Gebäude abgerissen wurde. Vor dem Hintergrund der oft unsichtbaren Geschichte der Arbeiterklasse habe ich das Wandgemälde gefilmt, das die amerikanische Künstlerin Kari Sandhaas zwischen 1984 und 1986 im ehemaligen Gewerkschaftsraum gemalt hatte. Die Acrylfarbe des Wandgemäldes wurde direkt auf die Holzplatte des Saals aufgetragen und spiegelt Sandhaas‘ Interesse an sozialem Realismus und öffentlicher Kunst wider. Die Szenen basieren auf ihrer lokalen Arbeitergeschichtenforschung und beziehen sich auf die Gewerkschaftskämpfe der Vergangenheit und ihre Auswirkungen auf die heutigen Arbeiter. „Kari“ dokumentiert das verschwindende Wandgemälde und beschäftigt sich mit den Auswirkungen der oft mangelnden Aufmerksamkeit auf die Geschichte der Arbeiterklasse und ihre Versammlungsorte.
Sequence of Tenses von Adele Razkövi | 2020 | 04:00 min.
Kunst brilliert in Krisenzeiten. Tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen veranlassen die größten Köpfe einer Generation, sich eine Utopie vorzustellen, einen „Nicht-Ort“ jenseits der Realitäten, mit denen sie konfrontiert sind. Die Coronavirus-Pandemie hat nicht nur weit verbreitetes Leid in beispiellosem Ausmaß verursacht, Millionen unserer Arbeitsplätze gefährdet und – neben vielem anderen – unsere globalen Reise- und Handelsmuster gestört. Sie hat unsere gesamte Lebensweise in Frage gestellt. Auch wenn wir hoffen, die Krankheit selbst irgendwann zu besiegen, haben wir alle das Gefühl, dass die Welt nach Corona vielleicht nie mehr dieselbe sein wird. Aber die Zukunft passiert nicht einfach – wir erschaffen sie. Künstler in ihrer Funktion als Futuristen werden jetzt mehr denn je gebraucht. Aber sie brauchen uns auch. Ohne Perspektiven, ihre Kunst zu zeigen und mit ihrem Publikum in Kontakt zu treten, sind Künstler existenziell bedroht. Sie müssen mit anderen Menschen, mit ihren Künstlerkollegen und mit der Welt als Ganzes verbunden sein, um sie selbst zu sein.
Get me out of my Cage von Xenia Ostrovskaya | 2021 | 06:16 min.
Gesichtslose Wesen in einer dystopischen Welt der absoluten Überwachung ausgesetzt, wie in der Orwellschen Welt eines Big Brothers, oder ist es doch schon zur Realität geworden? In den schattenhaften Korridoren einer urbanen Metropole, wo die Straßen von Neon geblendeten Bildschirmen erhellt werden, wandeln die Menschen wie lebende Schatten. Ihre Gesichter sind hinter Masken, artigen Schleiern aus Technologie verborgen, die Augen von Gläsern und Linsen reflektiert. Die Luft ist gesättigt von einem unsichtbaren Netzwerk aus Daten, das jeden Schritt und jedes Wort erfasst, aufgezeichnet und analysiert. Menschen, einst individuelle Wesen mit eigenen Gedanken und Träumen, sind zu einer homogenen Masse verschmolzen.
Darwin’s Dream von Bettina Patermo | 2024 | 01:23 min.
Diese gezeichneten Kurzanimation entstanden im Zusammenhang mit den Vorbereitungen für das Projekt “Queer Tango Factory” im Künstlerhaus.
Vergissmeinnicht or how to become an art object von Ingrid Gaier | 2023 | 05:42 min.
Der Film wirft unter anderem die Frage nach dem kollektiven Gedächtnis auf. Wer entscheidet darüber, was überliefert und was gelöscht und vergessen wird? Anton Bruckners Musik, aber auch seine Haare spielen in diesem Animationsfilm eine zentrale Rolle.
Complex Affairs von Tina Muliar | 2024 | 01:23 min.
Der in Echtzeit über meine Augmented-Reality App „Complex Affairs“ generierte Beitrag ist ein experimentelles – Mixed-Reality – 3D – immersives – filmisches – Erlebnis und stellt eine szenische Annäherung an algorithmische Prozesse dar.
ENTR`LIGNE von Thomas Steiner | 2023 | 04:30 min.
Ein Animationsfilm, der vorkomponierter Musik folgt. Eine experimentelle Visualisierung der Komposition „Interlaced Lines“ von Gerald Resch. Der Film soll eine künstlerische Verschränkung zweier scheinbar konträrer Ansätze sein: Streng komponierte Musik trifft auf eine improvisierte Bildebene, die die musikalischen Themen aufgreift, ohne sie zu illustrieren. Entre ligne ist ein Animationsfilm, in dem sowohl analoge als auch digitale Techniken experimentell eingesetzt und der Ansatz der gestischen Zeichnung zeitgenössisch interpretiert wird.
KREUZKLEID von Isa Stein | 2024 | 2:32 min.
Das Kleid wirkt, als würde es in einem traumähnlichen Zustand getragen. Der Körper wird durch seine Kleidung informiert, scheinbar schwerelos bewegt er sich, leicht entrückt, in einem großen musealen Raum. Das Kleid ist weder Kleidung noch Schutz, vielmehr führt es den Körper in einen transzendentalen Raum. Isa Stein hat ein Kleid aus Steinen, Rosen, Seilen und weißem Leinen geschaffen. Die transparenten Kreuze weisen auf das Verschwinden des Glaubens in unserer Gesellschaft.
Crying in Silence von Asta Cink | 2024 | 00:20 min.
Die traurige Realität ist, dass Frauen immer wieder Opfer von Gewalt durch ihre Partner werden. Diese alarmierende Tatsache wirft wichtige Fragen darüber auf, wie wir als Gesellschaft besser sensibilisiert werden können und welche Mechanismen Frauen daran hindern, rechtzeitig Hilfe zu suchen oder zu finden. Die Unsichtbarkeit des Leidens wird sichtbar und ermöglicht es anderen, sich mit den tiefgreifenden Auswirkungen von Gewalt gegen Frauen auseinanderzusetzen. Das Werk ist ein Aufruf zum Handeln, um diese stille Tragödie zu beenden und eine Welt zu schaffen, in der Frauen und Mädchen sicher und frei von Angst leben können. Wir alle haben die Verantwortung, gegen Gewalt gegen Frauen vorzugehen und eine Kultur der Gleichheit und des Respekts zu fördern. Indem wir zusammenarbeiten, können wir eine Gesellschaft schaffen, in der Frauen frei von Angst und Gewalt leben können.
Ästhetik des Plastiks von Birgit Schweiger | 2021 | 04:29 min.
Mit Folie, mit Plastik, mit Flies. Ein Video, das klassizistisch kanonische Motive, Weiblichkeit sowie Plastikreste verbindet und eine neue Ästhetik durch darin enthaltene organische und anorganische Figuren schafft. Humoristisch, feministisch, rhizomorphisch und tentakulär. Wind formt zarte Figuren an den Kanneluren. Immer anders. Ruhig. Eine fast unheimliche Gelassenheit und gleichzeitige Bestimmtheit formt Körper — zarte, durchsichtige Körper. Figuren entstehen und verschwinden wieder. Ephemere Ästhetik. Melancholische Gedanken tauchen auf. Plastik geschlungen um antike Säulen? Eine verbotene Schönheit öffnet sich. Die Säule passiv, die stille Erhabenheit, wie Johann Joachim Winckelmann es im 19. Jahrhundert formuliert hat, lässt es mit sich geschehen. Kommuniziert. Eine Ode an das Plastik. Eine weibliche Schöpfung. Beides künstlich von Menschenhand geschaffen, ein Plastikkanon. Schöpfungen, die künstlich durch menschliche Neugierde entstehen, durch Anhäufung von Wissen, Traditionsbildung- und Umformung bzw. Erweiterung.
Wo ist Lotte von Petra Zoepnek | 2019 | 09:04 min.
Hommage an Lotte Hass (1928-2015) Sie war die „First Lady des Tauchens“ Unterwassermodels stehen für Lotte, oder besser: Sie springen für sie hinein. Sie springen in die Alte Donau und gehen schwebend auf die Suche, bevor sie verwandelt im Roten Meer wieder auftauchen. Ihre Körperteile und Gliedmaßen flimmern, verschwimmen. Die Bewegungen aller Taucher, des Wassers, der Luft und der geheimnisvollen Pflanzen werden zur kollektiven Aktion. Der Film spielt mit schnellen Wechseln, mit der Ästhetik des Zufalls, seine Poesie ist Fest und Enttäuschung zugleich, der atemlose Schnitt täuscht das langsame Auge. Unter den vielen Unterwasserdarstellern ist Nicola Raunig, die Enkelin von Lotte Hass, die – zeitlich – zentrale Figur aber ist Herbert Nitsch, Weltmeister im Freitauchen. Sein Auftauchen und Abtauchen teilt den Film in zwei Teile, ein Hai folgt ihm, dann hat sich die Szene geändert, von der Alten Donau ins Rote Meer. Neun Minuten und vier Sekunden kann Nitsch unter Wasser bleiben, ohne zu atmen. Genau so lang ist dieser Film: eine Erkundung der Tiefe und des Unbekannten, von Mut und Leidenschaft.
Die Erinnernde Bewegung von Mersolis Schöne | 2020 | 08:45 min.
Was ist der stille Moment zwischen den Gedanken, Augenblicken und Erinnerungen? „Die erinnernde Bewegung“ denkt poetisch über diesen Moment nach. Ein experimentell-poetisches Filmtriptychon: „Denk-Gesang“, „Blick-Grenze“ und „Licht-Gewebe“ auf Grundlage der Gemälde-Assemblage "Poetikweltlichter" von Marion Steinfellner und des Gedichtes "Inzwischen" von Mersolis Schöne und Marion Steinfellner. Verbunden durch Michael Fischers Soundscaping, das Poesie und Klang zu einem rhizomatischen Klanggewebe-Triptychon verbindet.
Freies Kino
Dienstag, 09. Juli 2024
20:00 Uhr
Freier Eintritt, Zählkarten an der Abendkassa