The Virgin Suicides


Eine Vorstadt bei Detroit, Mitte der 1970er-Jahre: Die Lisbons erziehen ihre fünf Töchter sehr streng. Als die jüngste einen Suizidversuch unternimmt, ziehen die katholischen Eltern einen Psychiater hinzu. Auf dessen Rat laden sie gleichaltrige Nachbarsjungs zu einer Party ein, in deren Verlauf sich Cecilia, 13, tatsächlich das Leben nimmt. In der Folge entgleiten die Mädchen ihren Eltern immer mehr. Nachdem Lux, 14, ihre Jungfräulichkeit an einen Highschool-Schwarm verloren hat, untersagen sie den Töchtern jeden außerhäuslichen Kontakt. Ihre Isolation hat dramatische Konsequenzen … Aus der retrospektiven Warte der einst verliebten Nachbarsjungs erzählt, gestalten sich deren Reminiszenzen an ein tragisches „Frühlingserwachen“ als melancholisches Requiem. Einer langen Tradition von Jugendtragödien folgend, arbeitet The Virgin Suicides einer Verklärung der Adoleszenz entgegen. Seinem farbenfrohen Pop-Appeal zum Trotz ist der Film von Anfang an unheildrohend und beklemmend und entführt sein Publikum in eine juvenile Parallelwelt, die ebenso magisch wie mysteriös ist. Sofia Coppolas stilsichere Inszenierung verleiht dem zeitgeistigen 90er-Jahre-Girlism perfekten filmischen Ausdruck.
(Berlinale ’23)

DIE BÖRSENKÖNIGIN


Asta Nielsen als erfolgreiche Kupferminenbesitzerin beherrscht perfekt die Börse und deren Aktienhändler. Dank ihres Verwalters, der eine neue Kupferader entdeckt hat, und ihrem Geschick, kann sie unbesorgt in die Zukunft blicken. Gemeinsam, so stellt sich die Börsenkönigin das vor, soll das Unternehmen wachsen. Nur in der Liebe will es nicht klappen.

Die beiden Musikerinnen Susanna Gartmayer (Kontra Alt Klarinette) und Verena Zeiner (Tasteninstrumente) – beide engagiert bei FRAUFELD – begleiten den Film live.

Nach dem Film Publikumsgespräch mit Susanna Gartmayer und Verena Zeiner | In Kooperation mit: Fraufeld

FrauenFilmTage

Das wirst du nie verstehen


Anja Salomonowitz porträtiert drei Frauen aus ihrer Familie, die während der NS-Zeit fast noch Mädchen waren. Alle drei waren an ihrer Erziehung wesentlich beteiligt. Sie standen auf verschiedenen Seiten, stellen die Geschichte heute unterschiedlich dar, gehören jeweils anderen Erinnerungskollektiven an: Hanka Jassy, ihre Großtante, hat Auschwitz überlebt. Gertrude Rogenhofer, ihr Kindermädchen, war Sozialistin und unterstützte ihren Onkel im Widerstand. Margit Kohlhauser, die Großmutter, lebte während des Krieges in Graz. Sie tat dort was die meisten taten: Nichts.

Der Film stellt sich den familiären Erzählungen, untersucht die Nachwirkungen der Geschichte und die Mechanismen ihrer Tradierung. Während die Großmutter beharrlich behauptet, sich nicht erinnern zu können, erzählt Gertrude Rogenhofer sehr wohl von den Löchern, die die Deportation jüdischer Bekannter im Leben hinterlassen hatten. „Natürlich hat man davon gewusst, dass Menschen deportiert wurden“, weiß sie zu berichten. Hanka wiederum findet keine Worte, um auszudrücken, was zu vergessen sie nicht imstande ist. Anja Salomonowitz konfrontiert sich und ihre Familienmitglieder mit den unterschiedlichen Erinnerungen. Im Zusammenschnitt und in der Off-Stimme reflektiert die Filmemacherin die widersprüchliche Aufgabe, gleichermaßen in der Genealogie des Opfer- wie des Täterkollektivs zu stehen. Sie legt dabei ihre familiäre Verbundenheit ebenso offen, wie sie die Mechanismen der Abwehr, der Verleugnung, des Erzählens und Verschweigens sichtbar werden lässt. Sie stellt Fragen, und ist, wenn sie ihre Großmutter ins Bild setzt, ebenso sehr Enkelin wie Nachkommende von Überlebenden. (Nora Sternfeld)

sixpackfilm

Vienna’s Lost Daughters


Sie haben Wien verloren und Wien hat sie verloren: Acht Frauen, als Kinder 1938 aus Wien geflohen, leben heute in New York. Szenisch umkreist der Film das Unaussprechliche am Verlust selbst und den Versuch „Normalität“ zu schaffen. Was ist verloren, was geblieben, wie manifestiert sich Erinnerung über Generationen hinweg?

Wiens verlorene Töchter hat New York gewonnen: Acht jüdische Frauen im Alter von über 80 Jahren stehen im Mittelpunkt von Mirjam Ungers Dokumentarfilm „Vienna’s Lost Daughters“, als junge Mädchen sind sie vor den Nazis aus Wien geflüchtet – eine traumatische Erfahrung, die ihr ambivalentes Verhältnis zur einstigen Heimatstadt hinreichlich erklärt. Unger befragt ihre Protagonistinnen nach den Erinnerungen an die damalige Zeit, vermittelt werden sie dann nicht allein sprachlich und über verschiedene Objekte, sondern immer wieder über Musik – Operetten- und Wienerlieder oder Opernarien –, in der die glückliche Kindheit und der Terror von Verfolgung und Hetze gleichermaßen aufgehoben sind. In „Vienna’s Lost Daughters“ geht es allerdings nicht ausschließlich darum, die Lebenswege der Emigrantinnen nachzuzeichnen. Die Zeit des Nationalsozialismus, die Erfahrungen der Flucht, die Ankunft in einem neuen Leben streift der Film nur ausschnitthaft, um das Vergangene an den Bedingungen der Gegenwart zu überprüfen. So setzt der Film schon mit den Lichtern des Times Square ein, ist bald bei Alltagsszenen wie einem Friseurbesuch, um schließlich Schritt für Schritt zum Porträt einer lebendigen jüdischen Community zu werden, in dem der Familie und dem Austausch unter den Generationen besonderer Stellenwert zukommt. Wien bleibt dabei nicht nur über gut gehütete Sachertortenrezepte präsent, sondern vor allem über die sprachliche Färbung: Die Vergangenheit ist integraler Bestandteil dieser so erstaunlich unbeschwerten Milieubeschreibung und die Gegenwart darin das Maß für ein geglücktes Leben. (Dominik Kamalzadeh)

www.nk-projects.com

Bröder Carl – Zwillinge


Auch Sontags nächster Film entstand in Schweden. Zwei Paare. Zuerst Karen und Peter. Ihre Beziehung ist von Kälte und Abweisung geprägt. Ihre sechsjährige Tochter leidet an Schizophrenie und hat sich in Stummheit abgeschlossen. Das zweite Paar: Lena und Martin. Sie sind seit fünf Jahren geschieden. Lena ist Schauspielerin, Martin ein ausgebrannter Theaterregisseur. Martin hat sich auf eine Insel zurückgezogen und kümmert sich um den ehemaligen Ballettstar Carl, für dessen psychische Zerrüttung er sich irgendwie verantwortlich fühlt. Gemeinsam mit Lena reist Karen auf die Insel, in der Hoffnung, ihren Mann wiederzugewinnen. Etwas Unaussprechbares liegt wie ein Fluch über den Akteuren; eine seltsame Atmosphäre – zwischen Unruhe und Lethargie; immer kurz vor Einbruch (oder Ausbruch) von Gewalt. Susan Sontag sah den Film als „a winter’s tale shot in late summer – far north.“ Gedreht in Schwarzweiß erscheint die Jetzt-Zeit des Films nicht als Resultat einer Vorgeschichte, sondern selber wie die Vorgeschichte von Ereignissen in der Zukunft.

arsenal-berlin.de

Duett för kannibaler – Duet for Cannibals


In Susan Sontags Debütfilm geben ein deutscher Linksintellektueller und seine italienische Frau die „Kannibalen“, die ein junges Paar in einen Strudel emotionaler Verwicklungen stürzen. Partner werden getauscht, Perücken ausprobiert, Bärte angeklebt und Gesichter mit Mullbinden verpackt. Alles scheint nur ein Spiel zu sein, und doch geht es um existenzielle Fragen, um Liebe und Tod.

arsenal-berlin.de

Letjat žuravli – Wenn die Kraniche ziehen


Der Film erzählt die Geschichte einer vom Krieg zerrissenen Liebe: Nachdem Boris freiwillig in den Krieg zieht, heiratet Veronika dessen Cousin Mark, der als Pianist vom Kriegsdienst befreit ist. Sie kann Boris jedoch nicht vergessen und gerät in einen zunehmenden Gewissenskonflikt. Als sich herausstellt, daß Mark die Kriegsbefreiung durch Bestechung erworben hat und sich heimlich auf anrüchigen Abendgesellschaften vergnügt, scheitert die Beziehung. Veronika wartet auf die Rückkehr von Boris und erfährt erst bei den Siegesfeiern die unumstößliche Wahrheit über seinen Tod. Doch die Freude der versammelten Menge läßt sie ihren persönlichen Schmerz überwinden. Der vielfach preisgekrönte Film verdankt seinen internationalen Erfolg sowohl der ungewohnten Dichte der Bilder und herausragenden Kameraarbeit, als auch der unpathetischen Schilderung des Krieges. Dem Geist des politischen Tauwetters entsprechend stand erstmals das individuelle Leid, das der Krieg über die Menschen brachte, im Mittelpunkt. (russischerfilm.net)

Selten war das Kino so frei wie hier – es ist ein einziges Schweben, Rasen, Sehnen, darin eins mit den Seelen­zuständen seiner Protagonisten, die man hier gern Helden heißt, gerade weil sie so gewöhnlich sind in ihrem Scheitern am Leben.

Olaf Möller, Österreichisches Filmmuseum

Im Rahmen der Wiener Festwochen 2015 – Hommage an Mieczysław Weinberg

Die Mauer


35mm Screening!

Ein eindringlicher Film zum Teil auch experimentellen Charakters über die Berliner Mauer im Zentrum der Stadt am Potsdamer Platz und am Brandenburger Tor. Ein Film über ihre letzten Tage, ihren Abriss, der vom Zuschauer sinnlich miterlebt wird. Ein Film, dessen ausdrucksstarke Bilder und collageartigen Tonebenen die assoziativen Kräfte des Betrachters wecken. Ein Film, dessen Gesichter und Szenen gegenwärtigen Geschehens auf eindrucksvolle Weise erweitert werden durch Projektionen historischer Sequenzen auf die Reste dieses inhumanen Bauwerks. Ich wollte natürlich immer an die Mauer ran, die ungeheuerliche. Das ist doch klar: Das Bewusstsein, eingesperrt zu sein, in einem Getto zu sein, in einer Art Gefängnis, das wurde doch immer stärker. Und das wurde zwar jetzt aufgebröselt und verfremdet dadurch, dass man wofür man sich schämte das Privileg hatte, in den 80er Jahren ab und zu rausgelassen zu werden. Aber das wurde ja nicht schwächer. Ich durfte ja nach Paris, nach Oberhausen und nach London, nach Edinburgh. Und man kam immer angeknatschter zurück zu seinen Eigenen, die nie hinaus durften. Man konnte ja nie mehr reden über die Erlebnisse. Und das hat die Sache ja nicht verringert. Aber dass man selber wieder in das Mauerloch reinkroch, freiwillig, wurde von Mal zu Mal absurder. Man hat auch die Mechanismen immer deutlicher gesehen: Dass man also auf einmal entweichen konnte, durch diese tausend Wachen hindurch, das ging natürlich in die Träume ein, wie bei jedem Menschen. (Jürgen Böttcher) In einem vielschichtigen, subtilen Arrangement werden historische Aufnahmen auf den rauen Mauerhintergrund projiziert: von Kaiser Wilhelms Ritt durchs Brandenburger Tor über den Fackelzug der Nazis, vom Bild des Volkspolizisten, der sich 1961 gerade noch in den Westen rettet, bis hin zum 9. November 1989. Diese Bilder flackern bisweilen über Mauer-Graffiti, und diesen Überblendungen entwachsen raffinierte, doppelbödige Lichtspiele. Die Geschichtsbilder, die längst zu verbrauchten historischen Ikonen erstarrt waren, beginnen zu tanzen. So werden aus dem Gedanken, dass mit der Öffnung der Mauer die gefrorene Geschichte zurückgekehrt ist, Bilder. Diese Kompositionen entstehen freilich erst aus der Verdoppelung. Wir sehen Bilder von projizierten Bildern. Durch diese ästhetische Entfremdung werden die Überblendungen zu Denkbildern, in denen Sinnlichkeit und Sinn verschmelzen.

Stefan Reinecke

In Anwesenheit von Jürgen Böttcher am 19. April 2015 um 13 Uhr – im Anschluss findet ein von Thomas Heise moderiertes Gespräch statt. Kartenreservierung unter office@stadtkinowien.at

Im Kreise der Lieben


Schwarze Komödie um ein einträgliches Gewerbe. Großmutter (Ruth Hellberg), Mutter (Karin Baal) und Tochter (Barbara Auer) leben in einer Hassliebe-Symbiose und betreiben ihr Geschäft arbeitsteilig: gemeinsam suchen sie per Heiratsannonce Kandidaten. Die Tochter wird für jeden Einsatz neu gestylt und begibt sich an die Männerfront. Mal als Vamp, mal als ökoaffine Frau werden die Männer so geschickt um den Finger gewickelt, dass sie oftmals ihre gesamten Ersparnisse vom Konto räumen. Diese landen dann, verpackt in Kaffeedosen, in Großmutters Kühlschrank. Wo aber landen die Männer, wenn sie dem Geheimnis des Frauentrios zu nahe kommen?

Filmgalerie451

Picture of Light


Bevor das Nordlicht wissenschaftlich erklärt werden konnte, wurde es als Vision gedeutet, als Geistererscheinung, als Bild der Natur – vom Universum selbst entworfen. Aurora Borealis … Licht ohne Körper, Vorhänge aus Farben im Himmel … (P. M.)

Picture of Light folgt seinem Regisseur auf einer Reise in die kanadische Arktis, deren Ziel es ist, die Nordlichter, auf Zelluloid zu bannen. Nach einer 3000 Meilen langen Zugreise durch fast unbewohnte Schneelandschaften verhindern Stürme und Kälte zunächst das Filmen im Freien. So wird Picture of Light vor allem zu einer Studie über das Licht und das Kino, zu einer kinematografischen Reflexion über die Virtualität und die Konkretheit von Vorstellungen und Bildern. (Andrea Pollach)

Die Polarlichter schweben in immer neuen Wellen, Spiralen und Zuckungen über den Himmel. Faszinierende Irrlichter huschen durch den Raum. Die Aurora borealis schüttet ihr helles und dichtes Licht aus, verzaubert den Blick jenseits von special effects oder cinemascope. Der Dokumentarfilmer Peter Mettler versucht im Film Picture of Light die Faszination der Naturbilder zu ergründen. Er entwickelt anhand der Abbilder vom Nordlicht eine ästhetische Reflexion, die sich mit dem Phantastischen der unbekannten Natur auseinandersetzt. (Charles Martig)

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