Haile GerimaUSA 1979 / 120 min
Im Februar 1971 gleicht die Stadt Wilmington in North Carolina einem Kriegsgebiet. Seit Jahren protestieren Schwarze Studierende gegen die Weigerung der städtischen Schulbehörden, Maßnahmen zur Desegregation zu ergreifen. Die Ermordung von Malcolm X im Februar 1965 und Martin Luther King im April 1968 hatten die Lage weiter verschärft und Forderungen nach grundlegenden Menschenrechten und Gerechtigkeit radikalisiert. Offener wie verdeckter Rassismus in den „USA“ und dem Westen im Allgemeinen sollte für immer ein Ende gesetzt werden. Im Januar 1971 ruft der Aktivist Ben Chavis trotz Drohungen durch den bewaffneten Ku-Klux-Klan und anderen weißen rassistischen Gruppierungen zum Boykott der städtischen Schulen auf. Eines Nachts wird ein Lebensmittelgeschäft in Brand gesetzt, es kommt zu Schussgefechten. Neun Schwarze Menschen, darunter Chavis, und eine weiße Sozialarbeiterin werden angeklagt, die Brände und die tödlichen Schüsse verursacht zu haben. Im Oktober 1972 werden die „Wilmington Ten“ nach einem Prozess, der auf zweifelhaften Zeugenaussagen beruhte, zu insgesamt 282 Jahren Gefängnis verurteilt.
Erst 1980 werden sie wieder freigelassen, nach einem Jahrzehnt juristischer Anfechtungen und erkämpfter Untersuchungen, die die gefälschten Beweise entkräften konnten. 2012 erkennt der Staat North Carolina die vollständige Unschuld der „Zehn“ an und verurteilt den rassistischen Charakter des Verfahrens, das zu ihrer Verurteilung geführt hatte.
In seinem ersten Dokumentarfilm untersucht Haile Gerima diesen Fall und weitet seine Analyse in eine Kritik des rassistischen Un/Rechtssystems und in ein Portrait des Kampfes Schwarzer Menschen überall in den „USA“ aus. Indem er sich für das Heranwachsen des Aufstandes und der Aufständigen interessiert, überlässt er das Wort den „Wilmington 10“, ihren Familien, aktivistischen Genoss*innen und anderen politischen Gefangenen, darunter das berühmte Mitglied der Black Panther Party Assata Shakur (die Gerima hier in seltenem Filmmaterial nur wenige Wochen vor ihrem Gefängnisausbruch interviewt).
Der Film, so Gerima in seinen eigenen Worten, „setzt sich mit Menschen, nicht mit Fakten auseinander. Er geht über den Fall der Wilmington 10 hinaus und zeigt Menschen, die für das Erlangen von Gerechtigkeit kämpfen.“