Kenan KılıçÖsterreich 2008 / 93 min
Zum Auftakt eine Archivaufnahme von einem Kinosaal: „Ich bin fremd hier. Ich bin Aus-län-der“, spricht ein grinsender Herr von der Leinwand. Im Auditorium werden seine Worte wiederholt. Filmvorführungen wie diese dienten als Sprach-Crashkurse für die tausenden türkischen Arbeitskräfte, die nach dem Anwerbeabkommen von 1964 nach Österreich eingeladen wurden. Aus der kurzen Periode im Ausland wurden Jahrzehnte des (mehr oder weniger unterstützten) Heimisch-Werdens. In „Gurbet“ berichten neun Menschen aus dieser ersten Generation der Arbeitsmigration eloquent vom Leben auf der „schnurlosen Schaukel“ zwischen Türkei und Österreich. Die Rede kommt auf Erwartungen, Verstörungen, Verwundungen und Siege, auf Isolation durch die österreichische Mehrheitsbevölkerung wie das türkische Konsulat, und den Mangel an Melanzani in Wien. Der politischen Diagnose, etwa in punkto Wahlrecht, ist auch 16 Jahre später wenig hinzuzufügen: „Wer vierzig Jahre lang ,Gast‘ zu einem sagt, muss verrückt sein.“ (Joachim Schätz)
Dokumentation, A 2008, 93‘, DF und Türkisch mit Untertiteln
In Anwesenheit des Regisseurs Kenan Kılıç