Screening: Frauen an der Filmakademie Wien
Archivfilme der 90er Jahre
Screening & Werkstattgespräche mit den Filmemacherinnen Nina Kusturica, Ruth Mader & Mirjam Unger
Am 14. März werden vier Kurzfilme aus dem Archiv der Filmakademie Wien im Stadtkino im Künstlerhaus zu sehen sein. Begleitet von einem ausführlichen Gespräch mit den Filmemacherinnen bildet das Screening den Auftakt für das Forschungsprojekt „Frauen an der Filmakademie Wien“. Der Fokus liegt beim Screening auf den späten 90er Jahren: Mit frühen Filmen der Filmemacherinnen wird ein Einblick in das filmische Schaffen an der Filmakademie Wien der 90er geboten.
Donnerstag, 14. März 2019 19:30 Uhr, Stadtkino im Künstlerhaus | Freier Eintritt! Reservierungen unter stadtkino@stadtkinowien.at
Das Forschungsprojekt „Frauen an der Filmakademie Wien“ widmet sich ehemaligen Studentinnen an der Filmakademie Wien und ihren Werken. Neben einer Aufarbeitung der Filme und ihrer Entstehungskontexte mit besonderem Augenmerk auf weibliche Studierende und ihre Arbeits- wie Studienbedingungen, hat sich das Projekt zum Ziel gesetzt, Archivfilme einem breiten Publikum zugänglich und so für öffentliche Diskurse fruchtbar zu machen.
Kuratiert und moderiert von Barbara Wolfram und Christina Wintersteiger. Gefördert von der Plattform Gender_mdw.
PROGRAMM
Gfrasta (Ruth Mader, 1998, 11 min) | Flora (Jessica Hausner, 1996, 25 min) | Wishes (Nina Kusturica, 1999, 22 min) | Mehr oder Weniger (Mirjam Unger, 1999, 18 min)
Im Anschluss (ca. 20:45 Uhr): Nina Kusturica, Ruth Mader & Mirjam Unger im Gespräch mit Christina Wintersteiger und Barbara Wolfram
ZU DEN FILMEN
Gfrasta | Regie: Ruth Mader, AT 1998, 11 min
„Ich bin 13 Jahre alt, ich hab‘ eine Schwester, die was behindert ist, sie ist vier Jahre jünger als ich; meine Mutter is‘ sauschiach, und mein Vater is‘ a Volltrottel, verstanden?“ Vier Mädchen in einer Siedlung am Rand von Wien. Ein Nachmittag ist lang. Besonders für Manuela. (Viennale Katalog).
Ruth Mader studierte Regie an der Filmakademie Wien und ist erfolgreiche Regisseurin. Der Kurzfilm Gfrasta entstand im Zuge ihres Studiums und gewann 1999 den Max Ophüls Preis für den besten Kurzfilm. Maders Filme liefen u.a. in Cannes (Null Defizit und Struggle) oder bei der Berlinale (What is Love), ihr Film Life Guidance wurde 2017 in die Sektion Giornate degli Autori der Filmfestspiele in Venedig eingeladen.
Flora | Regie: Jessica Hausner, AT 1995, 25 min
Die Titelheldin wird erwachsen. Zurücksetzungen, Tanzschule, ein Kino der Blicke, zarten Momente, trivialen Schlager, das sich Zeit nimmt, genau hinschaut und für Einsamkeit und Ausbruchsversuche immer wieder sinnfällige Bilderfolgen (er-)findet. Einmal besucht Flora mit ihrem schüchternen Verehrer einen Boxkampf, und das gerät auf schlichte Weise atmosphärisch, ganz unspektakulär. John F. Kutil sticht heraus als jugendlicher Vorstadtcasanova, wie man ihn sich nur wünschen kann. (Christian Cargnelli, Viennale Katalog)
Während Jessica Hausners Regiesstudiums entstand ihr Kurzfilm Flora, der 1996 bei den Filmfestspielen in Locarno mit dem „Leopard von morgen“ prämiert wurde. Ihr nächster Film Inter-View wurde 1999 auf der Cinéfondation in Cannes ausgezeichnet – im selben Jahr gründete die Filmemacherin zusammen mit den ehemaligen Filmakademie Wien-KollegInnen Barbara Albert, Antonin Svoboda und Martin Gschlacht die Produktionsfirma coop99. Ihre nachfolgenden Langfilme wurden u.a. bei der renommierten Festivalsschiene Un Certain Regard in Cannes (Lovely Rita, Hotel, Amour Fou) und im Wettbewerb in Venedig gezeigt (Lourdes).
Wishes | Regie: Nina Kusturica, AT 1999, 22 min
Welche Hoffnungen und Träume begleiten diese acht Menschen auf ihrer Flucht in den Westen?
Mit einem Schuss Fantasie und Surrealismus nimmt „Wishes“ die Spannung aus einer brenzligen Situation und entlässt seine ProtagonistInnen wohlbehalten in eine farbenfrohe neue Welt, wenn Opern-Arien im Lastwagen des Schleppers erklingen, zarte Küsse hinter dem Hühnerkäfig ausgetauscht werden und die Ankunft im Wiener Prater ausgelassen gefeiert wird. (Pressetext)
Nina Kusturica studierte Regie und Schnitt an der Filmakademie Wien. Ihr Diplomfilm Auswege feierte seine Premiere bei der Berlinale und eröffnete 2003 die Diagonale. Weitere Werke wie der Dokumentarfilm Little Alien oder ihr an der Filmakademie Wien entstandener Kurzfilm Wishes waren bei zahlreichen Festivals zu sehen, u.a. beim Filmfestival Max Ophüls Preis, in Rotterdam, Mar del Plata oder Leeds. Ihr aktueller Film Ciao Chérie war zuletzt bei der Diagonale und den Internationalen Hofer Filmtagen zu sehen.
Mehr oder weniger | Regie: Mirjam Unger, AT 1999, 18 min
Sie ist Telefonistin, er Fahrer. Am Abend treffen ihre Zeiten in der gemeinsamen Wohnung wieder aufeinander. Comixlesen, Sex. Er schaut fern (Fußball), sie geht in die Badewanne. Unentschlossen probieren sie andere Möglichkeiten, Gesten, Stylings aus. Die Handgriffe bei den Frühstücksvorbereitungen sind gut aufeinander eingespielt. In nur 18 Minuten nimmt sich der Film viel Zeit, Abläufe in ihrer Dauer und Wiederholung zu zeigen. Alles ist immer gleich und dann doch auch anders. Das ist ein Film, den man mindestens zweimal hintereinander sehen sollte, damit die Erwartung nach einer narrativen Entwicklung und/oder Pointe gar nicht erst aufkommt und man sich auf die subtilen Details konzentrieren kann, die eine „gute“ Beziehung (und den „Beziehungsfilm“) skizzieren und dekonstruieren. Der Film operiert nicht nach außen wie Speak Easy, sondern implodiert in kleinen, genauen Gesten und Fluchten. (Birgit Flos, sixpackfilm)
Mirjam Unger realisierte den Kurzfilm Mehr oder weniger im Rahmen ihres Regiestudiums an der Filmakademie Wien. Zu den Festivalerfolgen des Films zählen Teilnahmen bei u.a. der Diagonale, in Rotterdam oder beim Premiers Plans in Angers. Nach ihrem Studium folgten sehr erfolgreiche Filme wie Ternitz, Tennessee, Vienna’s Lost Daughters, Oh Yeah, She Performs! oder zuletzt Maikäfer flieg!