Freies Kino: KÜSSE DAS KINO
Das Programm zeigt eine Auswahl an reflektiven Annäherungen an das Kino als magischem Apparat, der unsere Fantasie beflügelt und uns aus dem Rahmen des Alltäglichen entkommen lässt.
Eintritt frei – Zählkarten sind am selben Tag an der Kassa erhältlich. Keine Reservierung.
Das Kino war immer ein Ort des gemeinsamen Erlebens, ein Ort für Gefühle und für Erfahrungen, die das Publikum jenseits des eigenen Lebens leiten können. Gleichzeitig repräsentiert das Kino den jeweiligen Stand der Technik, oder besser – der Möglichkeiten, mit Technik jene Illusionen zu erzeugen, die uns erlauben, in unseren Köpfen virtuelle Reisen in ferne Länder, unbekannte Regionen und intensive Emotionen zu erfahren. Nach einem langen Winter mit verschlossenen Türen kann jetzt auch das Freie Kino wieder tatsächlich im Stadtkino stattfinden. Die Monate der intimeren Gespräche mit Filmkünstlern für die Online-Verbreitung sind erst einmal vorüber und wir dürfen wieder zusammen in einem Raum Filme erleben. In diesem Moment der Rückkehr in ein etwas entspannteres Alltagsleben, gerade auch passend zum Beginn des Sommers, zeigt das Programm „Küsse das Kino“ einer Auswahl an reflektiven Annäherungen an das Kino als magischem Apparat, der unsere Fantasie beflügelt und uns aus dem Rahmen des Alltäglichen entkommen lässt. Wir lieben das Kino gerade auch deshalb, weil es nur dann lebendig ist, wenn Menschen sich in der geteilten Dunkelheit treffen, um sich über die Leinwand näher zu kommen.
Das Freie Kino lädt Mitglieder des Künstlerhauses, Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs, ein – bis zweimal im Jahr ein, einen Trailer zu machen.
Trailer (Weltpremiere) von Evelyn Kreinecker, Österreich 2021, 1min
Die ideale Filmherstellung– Ludwig Schaschek, Österreich 1914, 6 min
Der Film war einer der ersten, der dem Publikum den erstaunlichen Produktionsprozess der Lichtbilder als Animationsfilm näherbrachte.
Kopierwerk– Stefanie Weberhofer, Österreich 2020, 7 min
Das „brandgefährliche“ Kollektiverlebnis Kino kann Panik auslösen, sein Zerstörungswerk tun. Doch die Filmrollen drehen sich weiter. So mutiert Kopierwerk zum abstrakten Spiel mit der Physis des Kinos, zum Tanz der Buchstaben und der Grauschleier der Kopiergenerationen. Drei Jahre lang hat Weberhofer, in streng manueller Produktion, an ihrem Werk gearbeitet, das vom radikalen Umbau der Filmindustrie erzählt und vom (digital multiplizierten) Nachleben der analogen Filmbilder in der Avantgarde. (Stefan Grissemann)
Muybridge´s Disobedient Horses– Anna Vasof, Österreich 2016, 4 min 30 sek
In vier kurzen Episoden stellt die Künstlerin ganz im Sinne des Kinos der Sensationen filmische Mechanismen aus. Im Gegensatz zu Muybridge tut sie dies mit Witz und technischer Verve. Sie ist ganz klar Teil ihrer kinetischen Maschinen, manipuliert, nimmt sich nicht aus der Erzeugung der Bilder heraus und ästhetisiert so die lustvolle Involvierung in (prä)kinematographische Prozesse. (Melanie Letschnig)
A Proposal to project in 4:3 – Viktoria Schmid, Österreich 2016, 2 min
Zu unterschiedlichen Tageszeiten und von unterschiedlichen Kamerastandpunkten aus porträtiert Viktoria Schmid ihre im Skulpturenpark des Djerassi Resident Artists Program in Nordkalifornien installierte 4:3-formatige Projektionsfläche als Bewegtbild im Bewegtbild. Das Prozessuale offenbart sich im Lauf der Sonne, im Zittern der Blätter, im Walzer der Schatten. (Michelle Koch – Diagonale)
A Proposal to project in Scope– Viktoria Schmid, Österreich, Litauen 2020, 8 min
In A Proposal to project in Scope ist die Leinwand nicht nur aktuelles Bild und medienhistorisches Objekt, sondern eröffnet zugleich, ganz im Sinne von Gilles Deleuze als „Kopräsenz von Fülle und Leere, Vergangenheit und Zukunft, Gehirn und Kosmos, Innen und Außen“, einen Freiraum des Denkens. (Bettina Brunner)
KINO – Chris Marker, Österreich, Frankreich 2012, 1 min
Die Viennale wählte seine Arbeit als «Jubiläumsfilm», da sich Marker wie kein anderer vor ihm in diesem Trailer auf spielerische und überraschende Weise mit der Geschichte des Kinos beschäftigt. Genauer gesagt mit der Frage nachdem «Perfect Viewer», auf dessen Suche sich das Kino seit Griffith befindet. Dem idealen Betrachter, den Chris Marker schließlich am Ende seines kleinen Essays in einer unerwarteten Figur entdeckt.
edge of doom – Michaela Grill, Kanada, Österreich 2020, 3 min
Eine kurze Folge von splitscreens versammelt Frauen in Ausnahmezuständen: aufgerissene Augen, hochgeworfene Arme, Schreie, eckige Augenbrauen, fassungslose Münder, liegend laufend stehend aufspringend. Emotionale Extremmomente, gesucht und gefunden in Stummfilmen der 1920er Jahre. (Madeleine Bernstorff)
Tx-reverse – Martin Reinhart, Virgil Widrich, Österreich 2019, 5 min
Gibt es auch eine Formel, mit der sich die Schönheit wie Intelligenz, das Rauschhafte, Herrliche, Erleuchtende von tx-reverse definieren lässt? Vielleicht diese: Eine Fabel wie von Zhuāng Zhōu erzählt als Trip durch die Jahrmarktszerrspiegelkabinett-Version des 2001-Star Gate. (Olaf Möller)
Screen – Christoph Girardet, Matthias Müller, Deutschland 2018, 18 min
Instabile Zonen. Schwebende Partikel. Feuer, Wasser, Erde, Luft. Stimmen fiktionaler Filmfiguren, mal suggestiv, mal autoritär, führen den Betrachter aus dem Hier und Jetzt. Wer spricht? Im Verhältnis des Hypnotisierten zum Hypnotiseur spiegelt sich die Beziehung des Kinozuschauers zur Leinwand.
Zum Abschluss dieses Filmabends zeigen wir zwei Filme von Hubert Sielecki und Kurt Brazda, die bis 2020 Kuratoren des Freien Kinos waren:
Der längste Kuss Teil 2 – Hubert Sielecki, Österreich 2014, 4 min 30 sek
aus der ORF-Serie Visionen, Magie der Banalität: Zeitsprung – Kurt Brazda, Österreich 1996, 5 min