Mister Universo


Der junge Löwendompteur Tairo ist mit seinem Leben unzufrieden und nimmt das Verschwinden seines Talismans zum Anlass, seinen Alltag hinter sich zu lassen. Er fährt quer durch Italien auf der Suche nach Arthur Robin, einem ehemaligen Mister Universum, der ihm den Glücksbringer vor langer Zeit geschenkt hat. Eine filmische Reise, die sich von rationalen und irrationalen Kräften leiten lässt.

Filme wie die von Tizza Covi und Rainer Frimmel hatten schon immer Seltenheitswert. Heute sind sie kostbarer denn je. Mister Universo ist ein heiter-melancholischer Blick auf eine im Verschwinden begriffene Welt und ihre Menschen. Falter

Der Film, der in der schwindenden Welt des Zirkus spielt, überzeugt mit magischen Momenten und glaubwürdigen Schauspielern. Michael Sennhauser, srf.ch

Ein großes, humanistisches Kinovergnügen irgendwo im Grenzland zwischen Dokumentation und Fiktion… Vor allem in Zeiten wie diesen, in denen politisch und gesellschaftlich wieder so viel Wert auf Trennung und Hierarchien gelegt wird, ist dieser Film nicht nur eine Wohltat, sondern ein politischer Akt. kino-zeit.de

Am schönsten an diesem außergewöhnlichen Roadmovie ist jedoch sein Optimismus. Der Standard

Bella e perduta


Pulcinella, der dumme Diener, wird von den Tiefen des Vesuvs in das heutige Kampanien geschickt, um den letzten Willen von Tommaso, einem einfachen Hirten, zu erfüllen: Er soll einen jungen Büffel Namens Sarchiapone retten. Im Palast von Carditello, eine verlassene Residenz der Bourbonen im Herzen des Land der Feuer, um die Tommaso sich kümmerte, findet Pulcinella den kleinen Büffel und nimmt ihn mit in den Norden. Die beiden Diener – Mensch und Tier – begeben sich auf eine lange Reise durch das schöne und verlorene Italien, aber finden am Ende nicht, was sie sich erhofften.

Große Schönheit in bukolischem Stil. Corriere della Sera

Pietro Marcello ist der poetischste und politischste Regisseur, den wir derzeit in Italien haben. L’espresso

Ein außergewöhnlicher Film. Falter

Großartig. Der Standard

pardolive.ch

1001 Nacht – Teil 1: Der Ruhelose


Scheherazade erzählt von den Sorgen, welche das Land plagen: „Oh glückseliger König, man behauptet, dass in einem traurigen Land unter den Ländern, wo man von Walen und Meerjungfrauen träumt, die Arbeitslosigkeit sich ausbreitet. An manchen Orten brennt der Wald in der Nacht trotz des Regens und an anderen können Männer und Frauen es kaum erwarten, sich mitten im Winter ins Wasser zu stürzen. Manchmal sprechen die Tiere, obwohl es unwahrscheinlich ist, dass jemand ihnen zuhört. In diesem Land, in dem die Dinge nicht so sind wie sie scheinen, reiten die Mächtigen auf Kamelen und verbergen ihre schmachvolle Erektion. Sie warten sehnlichst auf den Moment der Steuereintreibung, um einen Zauberer bezahlen zu können, der….“ Und als der neue Tag sich ankündigt, schweigt Scheherazade.

Stadtkino

The Memory of Justice


Eine monumentale Erzählung über die Nürnberger Prozesse und die Folgen. Die Fragen, die den Film durchziehen sind einfach und komplex: Wie ist es möglich, das Verhalten einer Nation oder eines Individuums zu beurteilen? Ist das Urteil einer siegreichen Nation über eine besiegte notwendigerweise heuchlerisch? Und hat Amerikas Grausamkeit in Vietnam nicht seine bei den Nürnberger Prozessen erworbene moralische Integrität beschädigt? Dem Regisseur geht es um die Konkretisierung von Begriffen und Perspektiven. Marcel Ophüls, der in diesem Jahr mit der Berlinale Kamera ausgezeichnet wurde, ist einer der bedeutendsten Dokumentaristen des 20. Jahrhunderts. Er ist ein Meister des zielstrebigen Umwegs: Er macht das Einfache komplex und das Komplexe einfach – oft in fast schmerzhafter Gleichzeitigkeit. The Memory of Justice wurde 1978 im Rahmen der Berlinale präsentiert und galt danach lange als verschollen.

Eine Veranstaltung in Kooperation von Stadtkino Wien, Wiener Festwochen, Österreichisches Filmmuseum, Film Foundation und mit freundlicher Unterstützung durch die RD Foundation Vienna.

Restored by the Academy Film Archive in association with Paramount Pictures and The Film Foundation. Restoration funding provided by The Material World Charitable Foundation, Righteous Persons Foundation, and The Film Foundation.

Berlinale 2015

Der Glanz des Tages


Philipp Hochmair ist ein junger erfolgreicher Schauspieler mit Engagements an den großen Bühnen in Wien und Hamburg. Sein Leben ist vom Einstudieren neuer Texte, von Proben und Aufführungen bestimmt. Dadurch verliert er immer mehr den Bezug zur Realität des Alltags. Als er auf seinen vagabundierenden Onkel Walter trifft, zu dem er eine ambivalente Freundschaft aufbaut, und mit dem Schicksal seines Nachbarn Viktor konfrontiert wird, wird er daran erinnert, dass das Leben keine Bühne ist.

Vento Film

PARADIES: Liebe


Teresa (Margarethe Tiesel), eine 50-jährige Wienerin und Mutter einer pubertierenden Tochter, reist nach Kenia, um als „Sugar Mama“ einen Liebhaber zu finden. „Sugar Mamas“ – so werden jene Frauen aus Europa genannt, denen schwarze Beachboys ihre Liebesdienste anbieten, um so ihr Leben finanzieren. Teresa aber sucht echte, wahre Liebe. Sie wechselt von einem Beachboy zum nächsten, von einer Enttäuschung zur anderen. Die Liebe am Strand von Kenia ist ein Geschäft. PARADIES: Liebe erzählt bildmächtig, bewegend und mitunter auch komödiantisch von Sextourismus, von älteren Frauen und jungen Männern; vom Marktwert der Sexualität, von der Macht der Hautfarbe, von Europa und Afrika und von Ausgebeuteten, denen nichts übrig bleibt als andere Ausgebeutete auszubeuten. Ulrich Seidls Film ist Auftakt zu einer Trilogie, die von drei Frauen einer Familie erzählt, die jede für sich ihren Urlaub verbringen. Als Sextouristin, als missionierende Katholikin und als Teenager in einem Diätcamp. Drei Filme, drei Frauen, drei Sehnsuchtsgeschichten.

STAU – Jetzt geht’s los


„Wir sind nicht die Letzten von gestern, wir sind die Ersten von morgen.“ Halle/Neustadt, ehemalige DDR, 1992: Thomas Heise dreht einen Film über sechs rechtsradikale Jugendliche. Glatzen, Skinheads, Neonazis — Phänomene einer rechten Jugendkultur, die in Zusammenhang mit den Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen in den Medien ein dämonisches Bild abgaben: Jenes des prügelnden und brandstiftenden Skins, das es leicht macht, sich zu distanzieren — so also können wir uns den Faschisten vorstellen. In STAU — Jetzt geht’s los soll nichts, außer vielleicht dieses Bild, in den Griff bekommen werden. Heise will niemanden missionieren oder als Faschisten kenntlich machen. Er will zuerst mal wissen, was denn das für Leute sind. Und so sieht er seinen Protagonisten zu, und — was wichtiger ist — er hört ihnen zu. Das taten bisher nur wenige. Geduldig, jedoch ohne sich anzubiedern, begegnet Heise den sechs Jugendlichen, erfährt, was sie so arbeiten, ob sie Freundinnen haben oder wie sie den Tag verbringen. Der Film zeigt sie beim Kuchenbacken und beim Stiefelputzen, im Zug und auf der Straße, mit den Eltern am Wohnzimmertisch und in der Disco. Und es wird schnell klar, dass das keine rechtsradikalen Rädelsführer sind, sondern unsichere, pickelige Jungs, die kurz nach der Wende noch „stapelweise Milka-Schokolade“ aus dem Westen nach Hause gebracht haben. Die Eltern sind oft nicht einverstanden mit der neuen politischen Orientierung der Söhne und sitzen doch hilflos daneben, wenn diese ihre rechten Phrasen dreschen. STAU ist natürlich auch ein Film über die Elterngeneration, somit einer über das Leben in der DDR und über soziale Netze, die nicht mehr greifen und vielleicht auch nie wirklich gegriffen haben. Kein Kommentar, keine Autorenstimme hilft uns, das Sichtbare einzuordnen: Wir werden mit den Jugendlichen allein gelassen, müssen ihnen zuschauen und uns letztlich selbst eine Meinung bilden. Dass der Film nicht wider besseres Wissen für die ,,richtige Haltung“ Stellung bezieht, verursachte einige Aufregung: Es gab wütende Proteste von Antifa-Gruppen, die Uraufführung am Berliner Ensemble wurde verhindert. Im Gutachten des Bewertungsausschusses zur Erteilung eines Prädikats hieß es unter anderem, der Film sei „unbeholfen, unkritisch und eine vertane Chance.“ Der Filmemacher Horst Herz schrieb in einem Offenen Brief an die Jury der Duisburger Filmwoche, die Heise den Dokumentarfilmpreis 1992 zuerkannt hatte: ,,STAU—Jetzt geht’s los ist eine einzige Verharmlosung rechtsradikaler Skinheads. Er ist Lüge, weil er die Gewaltbereitschaft und die bereits begangene Gewaltanwendung gegen Ausländer oder z.B. gegen die Gedenkstätte im ehemaligen KZ Buchenwald verschweigt oder an den Rand stellt. Zum Thema Rechtsradikalismus werden im Film keine weiteren Fragen gestellt, wird nichts problematisiert, nicht widersprochen, keine Stellung bezogen. […] Der Film begünstigt somit potentielle Mörder!“ In seiner Antwort auf die Vorwürfe von Herz fand der Filmpublizist und Jury-Vorsitzende Stefan Reinecke die wohl treffendsten Worte: ,,Indem STAU die trostlose Gewöhnlichkeit, den Alltag der sechs Kids zeigt, zerstäubt er auch die Aura von verbotenem Reiz der rechten Rebellen. Nur ein reflexhafter, eher an der Stabilität eigener Feindbilder interessierter Blick wird diese Entdämonisierung und Entmythisierung mit Verharmlosung verwechseln. Das Schlimme an den Skins ist auch, daß sie so normal sind. Heise unterläuft die üblichen Medienklischees, die auch Ergebnisse gesellschaftlicher Projektionen sind, mit einer ethnographisch anmutenden Neugier. Diesen Versuch mit trutzburghaftem Antifaschismus zu kontern, wie Horst Herz es in seinem Brief getan hat, scheint mir ungenau zu sein — getragen von dem Wunsch, daß wenigstens im Kino die Moral über die miserable Wirklichkeit siegt. Das ist gerade in miserablen Zeiten keine brauchbare Haltung. Es ist Kinderglaube zu meinen, dass man, wenn man sich nur plakativ genug abgrenzt, ein Phänomen wie jugendlichen Rechtsradikalismus abschaffen könne: dass der Gegner beeindruckt ist, wenn wir ihn nicht verstehen. Ich glaube, dass man die Selbstwahrnehmung des Gegners kennen muss, wenn man ihn bekämpfen will. Dazu hat Thomas Heise Material geliefert.“

Zechmeister


Zechmeister ist keines natürlichen Todes gestorben. Es bleibt dahingestellt. Anton Zechmeister ist 1948 gestorben, ob auf natürlichem Weg oder vergiftet, ob von seiner Frau oder jemand anderem ist nicht geklärt. Zwei Männer durchsuchen ein Haus. Sie verhaften eine Frau, Maria Zechmeister, von der man nicht weiß, wie sie aussieht. Sie wird wegen Meuchelmordes an ihrem Gatten verhaftet. Die Untersuchungen gehen weiter: zielgerichtet. Das Ziel ist, Gift vorzufinden, das genügt, um einen Menschen umzubringen. Die Leiche wird untersucht, Ärzte berichten und Sachverständige. Maria Zechmeister erzählt von ihrem Leben, wie sie ihren Mann geheiratet hat, dass seine Eltern nicht einverstanden waren, wie sich einiges verändert hat, als er aus dem Krieg zurückgekommen ist. Verwandte und Nachbarn erzählen, was sie gesehen haben oder erlebt. Maria Zechmeister wird zu lebenslangem Kerker verurteilt, ohne Beweise, ohne Geständnis.

All Inclusive


Miss Ambra, die angestellte Direktorin eines in die Tage gekommenen Prachthotels, hat eine unverkennbar schwere Sucht: Arbeit. Ihr hat sie sich mit Leib und Seele gewidmet. Doch während sie für den Erfolg des Hotels zu allen Opfern bereit ist, verwickelt ihre besessene Genauigkeit und ihr Ehrgeiz Miss Ambra schließlich in eine Reihe plötzlicher, unvorhersehbarer Verbrechen. Die Filmemacher Zapruder sind Meister eines theatralischen, bis ins letzte Detail handgemachten Kinos. Nicht nur die tüfftlerische 3-D-Technik, in der sie ihre Filme mit immensem Aufwand und kleinstem Budget drehen, erweitert die Leinwand in den Zuschauerraum. Stets wird die Situation des Vorführraumes mitgedacht, stets ist sowohl ihre Bildende Kunst- als auch ihre Theater-Vergangenheit spürbar. Katholisch symbolfreudig, zugleich aber hintergründig humorvoll und von analytischer Klarheit wirft „Chiavi in Mano“ mit zwei unabhängigen, aber komplementären Filmen einen Blick auf eine Welt, in der Arbeit alles andere unterordnet: Der Fisch ist das Symbol des Projektes, als Beispiel für eine Kreatur, die ihre Mitschwimmer ohne Zögern frisst, wenn sie nur kleiner sind. Während der stereoskopische Film „All Inclusive“ einer rätselhaften, aber gradlinigen Erzählung folgt, ist die audiovisuelle Umgebung von „Joule“ ein essayistischer Gegenpart, eine Spiegelung ins Abstrakte, Theoretische und Assoziative. Beide Filme teilen den Rhythmus, die Zeit, den Ort – und erklären einander dennoch nicht, sondern spekulieren miteinander, indem sie auf unterschiedliche Weise das komplexe und widersprüchliche Verhältnis von Arbeit, Geschenk und Opfer interpretieren. „Joule“ (die Bezeichnung für das physikalische Maß von Arbeit) lässt „All Inclusive“ symptomatisch und symbolisch explodieren – vom gleichen Trieb beflügelt, mit dem ein Kind eine Uhr zerbricht, um zu verstehen, wie Zeit funktioniert. (Pressetext Steirischer Herbst)

Die 120 Tage von Bottrop – Der letzte neue deutsche Film


Die letzten Überlebenden der alten Fassbinder-Zunft tun sich zusammen, um auf dem Potsdamerplatz den wirklich allerletzten Neuen Deutschen Film, ein Remake von Pasolinis „120 Tage von Bottrop“ zu drehen. Schlingensief soll Regie führen, wird aber von einem gewissen „Sönke Buckmann“ ersetzt, dem prompt Katja Riemann den Bundesfilmpreis überreicht. Eine Hommage an Rainer Werner Fassbinder, an die Exzentrik und den Wahnsinn einer längst vergangenen Zeit.

In den 12O TAGEN VON BOTTROP (1996) wendet sich Schlingensief von der (Anti-)Analyse typisch deutscher Krankheiten ab und setzt sich kritisch, mit unter auch boshaft, mit `seinem´ Medium – dem Film – auseinander.

Vordergründig ist es ein Film über die bloße Hektik, die hässliche Ökonomie des Filmemachens, ein Deutscher Tag als Pendant zu Truffauts Amerikanischer Nacht. Gleichzeitig ist es ein melancholischer Abgesang auf den deutschen Film der späten 60er und 70er Jahre, auf den sich Schlingensief immer berufen hat. Ein Abschied von gestern.

In einer Reihe von Anspielungen, Spitzen und Zitaten ist der Film auch ein Rückblick auf die deutsche Filmgeschichte als solche, der Schlingensief den zeitweiligen Anschein verpasst, dass sie keine Zukunft haben werde.

Die 12O TAGE VON BOTTROP sind erwartungsgemäß verwirrend – auch oder gerade für seine Figuren -, thematisch überladen, exzentrisch bis exzessiv, aber auch lustig. Ein Haufen ehemaliger Fassbinderakteure (Margit Carstensen, Irm Hermann, Kurt Raab, Volker Spengler) plant, den letzten neuen deutschen Film zu drehen – ein Remake des Skandalfilms Salo oder Die 120 Tage von Sodom von Pier Paolo Pasolini.

Nicht die Figur des Christoph Schlingensief, gespielt von Martin Wuttke, der zum Aufnahmeleiter degradiert wird, sondern der mit Bundesfilmpreisen überhäufte Sönke Buckmann (Mario Garzaner) übernimmt die Regie. Seine optische Ähnlichkeit mit Fassbinder hangelt wie ein Omen über dem Projekt. Der Produzent (V. Spengler), ständig in Kontakt mit seinem Agenten (C. Schlingensief) in Hollywood, ist bemüht, den Visconti-Akteur Helmut Berger für den Film zu engagieren. Der Versuch, an Zeiten des Aufbruchs anzuknüpfen, gerät mehr und mehr außer Kontrolle. Die gebeutelten Figuren pendeln zwischen Tragik und Komik:
Der AIDS-kranke Kurt Raab kommentiert Margit Carstensens Bemerkung zum Erhalt des Iffland-Ringes, dieser werde jedes Jahr an den besten Schauspieler weitergereicht, mit den Worten: „Das erinnert mich an meine Krankheit.“; Produzent Volker Spengler bespringt Komparsen, während Bundesinnenminister Kanther in einer Einspielung von der Bundesfilmpreisverleihung den Katja Riemann und Till Schweiger – Heroen deutscher Filmkunst – huldigt; Irm Hermann liefert sich, in Erinnerung an gute, alte Fassbinder-Zeiten, eine Schlammschlacht mit Margit Carstensen… Letztere stürzt sich frustriert aus dem Fenster, als sie plötzlich realisiert, dass Fassbinder tot ist; Christoph Schlingensief (M. Wuttke im Gewand des Dornen gekrönten Jesus Christus) verzweifelt an seinen organisatorischen Unfähigkeiten; die größenwahnsinnige Leni Riefenstahl taucht auf dem Kamerabock auf; Irm Hermann mutiert angesichts dieses Umstandes zu Lieselotte Pulver… Und alle fragen sich fortwährend, ob und wann denn nun Helmut Berger am Set eintreffe. Gleichzeitig hetzt Agent Schlingensief mit Anzug und Handy durch das heiße Hollywood, trifft auf japanische Touristen, Udo Kier und den Regisseur Roland Emmerich. Das Filmprojekt muss schließlich scheitern, stellvertretend für den von Schlingensief todgeweihten Neuen Deutschen Film.

Hinter all diesen derben, manchmal auch komischen Gags versteckt sich eine verborgene Sehnsucht nach jener Zeit des deutschen Films. Ihr entgegen steht die momentane deutsche Film(chen)branche, die vor Wortmanns und Bucks, vor Ben Beckers und Kai Wiesingers – allesamt zu `Kunstschaffenden´ stilisiert – nur so strotzt, und für die BOTTROP nur ein müdes, ein sehr müdes Lächeln erübrigen kann. Schlingensief gesteht seinem Abbild aktueller Erfolgsregisseure, Sönke Buckmann, zu, das höchst eigene Kettensägenmassaker gedreht zu haben.

Die schmutzig und kratzig wirkenden Bilder machen allerdings eines deutlich: Die dargestellte Zeit ist antiquiert, und BOTTROP bildet ihren fulminanten Schlussstrich; ein sarkastischer Trip durch eine in ihrer Profillosigkeit und Narzissmus erstarrten deutschen Filmlandschaft, eine Assoziationskette wahnwitziger Szenen zu schmissigem Helge-Schneider-Jazz.

Mit Pasolini hat BOTTROP kaum etwas zu tun, allein die in Hundehaltung gezwungenen und an der Leine geführten Menschen aus dem Film des italienischen Neorealisten sind verarbeitet – unkommentiert und als Detail unter vielen. Der Film ist auch nicht in 120, sondern in nur fünf Tagen abgedreht worden. …Und – wen wundert es – Bottrop kommt auch nicht darin vor.

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