Night of the Coyotes


Seit ein indigenes mexikanisches Dorf sich durch Abwanderung in eine Geisterstadt verwandelt, beginnen die dort Lebenden eine Erfahrung zu simulieren, die sie alle kennen: den illegalen Grenzübertritt in die USA. Sie schlüpfen in die Rolle der US-Grenzpolizei, von Narcos und Schlepper:innen, damit zahlende Tourist:innen sich für eine Nacht wie Migrant:innen fühlen können. Eine Geschichte der Selbstermächtigung oder ein Dorf, das in der Schleife seiner traumatischen Erfahrungen feststeckt?

„El Alberto, 1000 Kilometer von der US-amerikanischen Grenze entfernt, ist Austragungsort einer makabren Simulation. Hier können zahlungswillige Tourist:innen sich einen Eindruck von einem illegalen Grenzübertritt machen – Schlepper:innen, knappe Wasservorräte und fingierte Vergewaltigungen inklusive. Clara Trischler dokumentiert das Event, verwebt es jedoch sensibel und bildstark mit den Erzählungen einer indigenen Gemeinde, die zwischen Traum und Trauma ihren eigenen Weg sucht.“ – DIAGONALE 2025

Volveréis – Ein fast klassischer Liebesfilm


Regisseurin Ale und Schauspieler Alex beschließen nach 15 Jahren Beziehung, getrennte Wege zu gehen. Und das muss gefeiert werden – zumindest, wenn man einem alten Spruch von Ales Vater Glauben schenkt. Der hatte immer behauptet, dass Trennungen und nicht Hochzeiten ein Grund zum Feiern wären. Das enge Umfeld hält die Nachricht allerdings für einen schlechten Scherz. Umso entschlossener ist das Ex-Paar, mit einer Abschiedsparty alle vom Ende ihrer Beziehung zu überzeugen. Vor allem sich selbst. Die absurde Komödie hinterfragt mit klugem Witz gesellschaftliche Normen und zelebriert die »Schönheit der Trennung«.

Abschluss: United Workers


Wer sind die Menschen, welche die kapitalistische Maschinerie benötigt, damit diese am Laufen bleibt und Gewinne schreibt?  Wer sind diejenigen, die für eine funktionierende Zivilgesellschaft gebraucht werden? 

Gemeinsam mit verschiedenen Künstler*innen rückt Susi Rogenhofer Arbeiter*innen in das Rampenlicht, macht diese sichtbar und deren Arbeit hörbar.

Bilder und Sounds der Arbeit werden dabei Teil einer audiovisuellen Inszenierung. Ergänzt mit Erzählungen geben diese Einblicke in verschiedene Arbeitswelten und Realitäten.

In filmischen Portraits wird das Motiv der Arbeiter*innen in die Gegenwart transferiert. Auf der akustischen Ebene wird die Idee einer Arbeiter*innenmusik des 21. Jahrhunderts aufgegriffen. Das Projekt wurde 2021 in Österreich gestartet und u.a. mit Musiker*innen des Klangforums Wien, FM Einheit, Gischt, Chra aufgeführt, dann wurde es international ausgeweitet, wie z.B. mit Aufnahmen in Mexiko und Namibia.

Live-Electronics mit Susi Rogenhofer (aka Sweet Susie) und Manni Montana

The Pickers – Bittere Früchte


Frisches Obst und Gemüse das ganze Jahr über – für viele eine Selbstverständlichkeit. Doch wer erntet die Früchte, die täglich in unseren Einkaufskörben landen? „The Pickers“ beleuchtet die oft unsichtbaren Arbeitskräfte hinter Europas Agrarindustrie: eine Million Wanderarbeiter:innen, die unter prekären Bedingungen in Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, Deutschland, Österreich und in anderen Ländern Felder bestellen. Ohne feste Arbeitsverträge, oft ohne Papiere und jegliche soziale Absicherung, sind sie der systematischen Ausbeutung schutzlos ausgeliefert. Ihr harter Alltag, gezeichnet von Hungerlohn, menschenunwürdigen Unterkünften und extremen Arbeitsbedingungen, ist kein Einzelfall – er ist die Regel in einem System, das von der Nachfrage nach immer billigeren Lebensmitteln getrieben wird. 

Der Film geht jedoch über die bloße Anklage hinaus. Er dokumentiert auch den politischen Kampf um ein europaweites Lieferkettengesetz, das Supermärkte stärker in die Verantwortung nehmen soll, und zeigt, dass Alternativen möglich sind: Eine Kooperative in Süditalien beweist, dass faire Produktion und menschenwürdige Arbeitsbedingungen möglich sind. 

„The Pickers“ gibt denjenigen eine Stimme, die oft übersehen werden, und stellt drängende Fragen: Was können Konsument:innen tun? Und welchen Preis sind wir bereit, für unseren Lebensstandard zu zahlen?

Mit Filmvermittlungsangebot durch die Pädagogische Hochschule Wien

Youth – Homecoming


Der abschließende Teil von Wang Bings lakonisch monumentaler „Youth“-Trilogie über die jungen Textilarbeiter:innen im chinesischen Zhili funktioniert auch hervorragend als eigenständiger Dokumentarfilm über soziale und wirtschaftliche Ungleichzeitigkeiten im China der (Prä-Covid-)Gegenwart. Mit einigen wenigen Protagonist:innen pendelt „Youth (Homecoming)“ über Jahre hinweg zwischen dem Alltag in Sweatshops und Mietzimmern und seiner alljährlichen Unterbrechung fürs chinesische Neujahrsfest: Die Werkstätten leeren sich, das Kartenspielen nimmt zu, und viele machen sich auf die tagelange Reise ins Heimatdorf. Hochzeiten werden gefeiert, Familienverpflichtungen absolviert, und nicht auf alle wartet danach in derselben Werkstatt wieder ein Arbeitsplatz. Das kleine Filmteam durchmisst Lebensrealitäten mit Handkamera (und diskretem Schnaufen beim Stiegensteigen), zugleich wird der Filmemacher in einigen berührenden Szenen zum Gegenüber für Selbstreflexionen der Arbeiter:innen in ihren Zwanzigern. (Joachim Schätz)

Gurbet – In der Fremde


Zum Auftakt eine Archivaufnahme von einem Kinosaal: „Ich bin fremd hier. Ich bin Aus-län-der“, spricht ein grinsender Herr von der Leinwand. Im Auditorium werden seine Worte wiederholt. Filmvorführungen wie diese dienten als Sprach-Crashkurse für die tausenden türkischen Arbeitskräfte, die nach dem Anwerbeabkommen von 1964 nach Österreich eingeladen wurden. Aus der kurzen Periode im Ausland wurden Jahrzehnte des (mehr oder weniger unterstützten) Heimisch-Werdens. In „Gurbet“ berichten neun Menschen aus dieser ersten Generation der Arbeitsmigration eloquent vom Leben auf der „schnurlosen Schaukel“ zwischen Türkei und Österreich. Die Rede kommt auf Erwartungen, Verstörungen, Verwundungen und Siege, auf Isolation durch die österreichische Mehrheitsbevölkerung wie das türkische Konsulat, und den Mangel an Melanzani in Wien. Der politischen Diagnose, etwa in punkto Wahlrecht, ist auch 16 Jahre später wenig hinzuzufügen: „Wer vierzig Jahre lang ,Gast‘ zu einem sagt, muss verrückt sein.“ (Joachim Schätz)

Dokumentation, A 2008, 93‘, DF und Türkisch mit Untertiteln

In Anwesenheit des Regisseurs Kenan Kılıç

On Falling


Es gibt kaum einen besseren Ort als ein Warenlager im Nirgendwo, um die Auswirkungen der Online-Shopping-Revolution und die Überschneidung von sozialer und finanzieller Prekarität zu zeigen. In „On Falling kämpft die portugiesische Migrantin Aurora irgendwo in Schottland Woche für Woche ums Überleben – und gegen die Einsamkeit. Als „Pickerin“ hetzt sie endlose Regale entlang, während ihre Arbeitsleistung unerbittlich überwacht wird. Als Belohnung für herausragende Leistungen winkt ein Schokoriegel. Ein Schulkind wirft ihr bei einer Betriebsbesichtigung ein Zuckerl hin. Willkommen im Arbeitskäfig der Gig Economy.

Regisseurin Laura Carreira verarbeitet in ihrem Spielfilmdebüt eigene Migrationserfahrungen. Verkörpert wird die Protagonistin von der gleichermaßen zurückhaltenden wie herausragenden Joana Santos. Mit ihrem besonderen Gespür für soziale Fragen ist sie drauf und dran die Nachfolge von Ken Loach als Chronistin der neuen Generation der Arbeiter:innenschaft anzutreten. (Jörg Markowitsch)

Österreichpremiere

Zehn Jahre


Einen Beruf zu erlernen bedeutet mehr als Können zu erwerben – ist Teilnehmen, Dazugehören, bedeutet zu werden, wer wir sind. „10 Jahre“ begleitet vier junge Erwachsene und erzählt, wie der Beruf ihrem Leben Struktur gibt. Gut ausgebildet und doch blutige Anfänger*innen machen sie sich auf den Weg, noch sind die Herausforderungen unbekannt, die dem Bäcker, der Volksschullehrerin, der Medizinerin, dem Dirigenten begegnen werden. Lernen aus Erfahrung (über-)fordert, ermöglicht Wachstum, erzwingt Entscheidungen. Miss-/Erfolge: was sie zum Lernen beigetragen wird sich immer erst zeigen. Und niemand geht den Weg allein, da sind Kolleg*innen, Kund*innen, Patient*innen, Schulkinder, die Orchestermusiker*innen, die Eltern tauchen auf, die großen Lieben, die eigenen Kinder. Szenen aus dem Beruf wechseln mit Interviewpassagen, erzählen 10 Jahre wie im Flug: zurück bleibt eine tiefe Sympathie für die Protagonist*innen und eine neue Perspektive darauf, was es heißt, einen Beruf zu ergreifen und sich von diesem ergreifen zu lassen. (Günter Hefler)

Österreichpremiere

Film ab für Talente (Filme und Diskussion)


Filme sind ein Medium zur Ansprache und die Ausrichtung reicht von sachlichen Informationsformaten bis zu stark Emotionen ansprechenden Imagefilmen. Wir zeigen einige der neuesten und besten heimischen Produktionen von Branchen- und Unternehmensrekrutierungs- sowie Employer-Branding-Filmen. Unternehmen, Produktionsfirmen und Filmemacher:innen sowie Expert:innen der Beschäftigungspolitik werden in einer Podiumsdiskussion die Filme kommentieren und aktuelle Fragestellungen aus ihrer Perspektive diskutieren.

Zu jeder Zeit


Regie:
Dokumentation, F 2018, 105‘, OmU

In „Zu jeder Zeit“ begleitet der französische Dokumentarfilmer Nicolas Philibert eine Gruppe junger Auszubildender auf ihrem Weg zur Krankenpflege. Am Lernkrankenhaus „La Croix Saint Simon“ in Montreuil erleben sie die intensive Verbindung von Theorie und Praxis, die diesen Beruf ausmacht. Zwischen Unterrichtsstunden über Anatomie, Technik und Ethik sowie herausfordernden Einsätzen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen lernen sie, nicht nur medizinisches Wissen anzuwenden, sondern auch mit menschlichem Leid und emotionaler Belastung umzugehen. 

Mit seiner sensiblen, beobachtenden Kamera fängt Philibert die Höhen und Tiefen der Ausbildung ein – die Unsicherheiten, den wachsenden Teamgeist und die tiefgehenden Momente zwischen den Pflegenden und ihren Patient:innen. Der Film zeichnet ein eindrückliches Bild eines oft unterschätzten Berufs, der sich zwischen Idealismus und den harten Realitäten des Gesundheitswesens bewegt. 

„Zu jeder Zeit“ ist ein warmherziger und aufrüttelnder Film, der nicht nur die Bedeutung dieses Berufes würdigt, sondern auch für mehr Anerkennung und Respekt gegenüber den Menschen plädiert, die täglich für das Wohl anderer kämpfen.

Einführung und anschließendes Filmgespräch mit Ingrid Rottenhofer
(Expertin für Qualifikations- und Curriculumentwicklung im Gesundheitsbereich)

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