Emmanuelle CuauFrankreich 2007 / 100 min
Alex, ganz braver Ehemann und gewissenhafter Mitarbeiter seines Unternehmens, ist seit zehn Jahren mit Béatrice verheiratet, mit der ihn eine stabile, liebevolle Beziehung verbindet. Béatrice ist Taxifahrerin in Paris, beide sind sie hart arbeitende, anständige Menschen. Alex reibt sich zum ersten Mal am System, als ihn zwei Kontrolleure anhalten, weil er sich nur wenige Meter vor einem Metro-Ausgang eine Zigarette angezündet hat. Zunächst weigert er sich, die geforderte Strafe zu bezahlen, lenkt aber ein, als die Kontrolleure drohen, die Polizei zu holen. Als er wenig später am Abend nach Hause geht, begegnet er einigen Polizisten, die gerade bei einem jungen Paar eine Personenkontrolle durchführen. Fasziniert bleibt er stehen und will zusehen, denn er geht davon aus, dass dies sein Recht als Bürger sei, obwohl er mehrmals aufgefordert wird, weiterzugehen. Als Alex sich weigert, muss er die Nacht im Gefängnis verbringen. Früh am nächsten Morgen wird er entlassen, verlangt eine Erklärung - und landet zur Beobachtung in einer psychiatrischen Klinik.
Durch seine Fokussierung auf pragmatische Einzelheiten, die in der sozialen Realität verhaftet sind, könnte man Très bien, merci fast als komische Neuauflage von Hitchcocks The Wrong Man sehen. Geschickt vermittelt Emmanuelle Cuau, mit welchem Stigma jemand behaftet ist, der als schuldig gilt, solange seine Unschuld nicht bewiesen ist. Was als «Beweis» angesehen werden könnte, ist immer einen Tausendstelmillimeter außer Reichweite. Die vermittelte Atmosphäre ist teils unbeschwert, teils beunruhigend - eine ansprechende Mischung. So lächerlich es im Grunde ist, auf welche Weise Alex in diese Klemme geraten ist: Der Zuseher war Zeuge, wie er da hineingeraten ist, und fragt sich unweigerlich, welche gängigen Maßstäbe an «normales» Verhalten angelegt werden.
Lisa Nesselson