Apichatpong WeerasethakulFrankreich, Österreich, Thailand 2006 / 105 min
Die Beziehung von Mozart zum thailändischen Filmemacher Apichatpong Weerasethakul ist vielleicht ein wenig vage: "Ich bin kein Mozart-Fan", sagt der Regisseur, "aber wenn ich seine Musik höre, höre ich ihre fließende, wasserartige Qualität. Ich höre, wie die Musik in ihrer Vorwärtsbewegung verscheidene Formen anzunehmen scheint." Nun hat Weerasethakul für das von Peter Sellars konzipierte Festival "New Crowned Hope" einen Film realisiert. Er heißt Sang Sattawat (Syndromes and a Century), und wie schon die früheren Arbeiten des Regisseurs, mit denen er sich in der internationalen Filmwelt (Zuletzt 2010 mit dem großen Preis in Cannes; Goldene Palme für "Uncle Boonmee", Anm.) als einer der wesentlichen Autoren etablieren konnte, hat er ein zweiteilige Struktur. Die erste Hälfte spielt in einem Krankenhaus im Dschungel, die zweite in der Großstadt. Die Szenen – etwa ein Gespräch zwischen einem Mediziner und einem Mönch – spiegeln sich, wobei die Kameraperspektive verkehrt wird. Formen, Motive, Blicke lösen sich ab, eine Liebesgeschichte wiederholt sich, scheitert aber beide Male an Hindernissen. Vage oder nicht, man muss in diesem visuell betörenden Film nicht unbedingt Mozart aufspüren, um seine mehr an der Idee der Reinkarnation geschulte Abfolge der Zeiten schätzen zu können.
Weerasethakul geht es um Transformationen – man mag dabei an die "Zauberflöte" denken –, er bildet keinen linearen Prozess ab, sondern untersucht ein Wechselspiel der Formen, in dem sich schon einmal eine Orchidee in den Windungen eines futuristischen Rohrs wiederfinden lässt. Der ganze Film gleicht einer Versuchsanordnung, in der Technologie und Natur, Wissenschaft und spirituelle Verfahren keinen Gegensatz bilden, sondern von derselben Sehnsucht des Menschen nach Heilung erzählen.
"Sang Sattawat" ist einer von sieben Filmen, die Peter Sellars gemeinsam mit Simon Fields, dem ehemaligen Direktor des Filmfestivals Rotterdam, im Rahmen der Wiener Festwochen in Auftrag gegeben hat.
Dominik Kamalzadeh, Der Standard