Elena WolffÖsterreich 2021 / 76 min
PARA:DIES gibt uns in der ersten Einstellung die strahlend weiße Fassade eines schicken Salzburger Einfamilienhauses mit Garten zu sehen. In diesem Haus wohnen - seltsam angekommen und doch nur vorübergehend - Jasmin und Lee, die nebeneinander auf einer weißen Couch sitzen und von ihrem ersten Date erzählen. Die kokette Scheu vor der Kamera, der rasche Wechsel zwischen intro- und extrovertierter Sprechweise und die ,seriously cringe‘ Stimmung der ersten Minuten täuschen zunächst überzeugend darüber hinweg, dass es sich bei diesem scheinbaren Dokumentarfilm um einen Spielfilm von (und mit) Elena Wolff und Julia Windischbauer handelt.
In den Gesprächen zu zweit und alleine mit der „Filmemacherin“ (Melanie Sidhu) zeigen sich Jasmin und Lee nach und nach mit ihren individuellen Träumen, Ängsten und Verletzungen, durch die auch die Mikro-Machtverhältnisse in der „Relashe“ offengelegt werden. Die Beziehung zwischen den beiden wird durch den Blick der Dritten gefordert, die Verschiebungen auf der Ebene des Blickregimes führen zu einer Verschiebung des Begehrens und der Beziehungsgefüge. Die Frage der Autorschaft sowie der Position des Blickes wird über den ganzen Film hinweg in einer Spannung gehalten, die durch den Eintritt der „Filmemacherin“ in das Filmbild erst recht nicht aufgelöst wird.
PARA:DIES ist peinlich, schmerzhaft, macht Spaß und zeigt ganz nebenbei eine ziemlich komplexe, psychologisch subtil gezeichnete queere Beziehung, wie man sie im (österreichischen) Kino noch selten gesehen hat. (Nicole Kandioler)