La maman et la putain


Jean EustacheFrankreich 1973 / 218 min

Im geliehenen R4 durch Paris fahren. Seidentücher umbinden statt Krawatte. Die Wohnung der Geliebten mietfrei mitbenutzen. Gaulloises aus dem Soft-Pack rauchen. Mit Straßenschuhen im Bett sitzen und Le Monde lesen. Nicht mehr genug Geld für einen Kaffee haben, aber auf Pump groß essen gehen. Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ als Accessoire unter dem Arm tragen. Alexandre (Jean-Pierre Léaud), exaltiert bis hysterisch, versucht ein wenig Tragik in seinem Bohemien-Alltag zu inszenieren. Gerade weil er sicher ist, daß sie ablehnen wird, bekniet er seine Exfreundin, ihn zu heiraten. Durch gezieltes Auflegen von Schallplatten soll der Liebeskummer in eine wohlgehegte Melancholie, eine kleine Depression möglicherweise, umgeleitet werden. Auf halbem Weg trifft Alexandre Véronika, eine junge Krankenschwester. Mit ihr kann er nicht spielen, da ihr scheinbar alles egal ist: “Ich kann mit jedem bumsen...” Die schöne “Hure” spricht jene Leere aus, die er mit allen Worten und Posen zu verbergen sucht. Bei und mit ihr tut Alexandre zumindest ein Mal, was er angeblich gar nicht kann: er lacht und ist wohl versehentlich wirklich verliebt. Dreieinhalb Stunden, fast frei von plot points, ruhig kadriert und langsam geschnitten: wir sehen die Langeweile, hören Zitate ohne Kontext und folgen einer Kommunikation, die keine mehr ist, ohne dabei allerdings selbst gelangweilt zu sein. Eustache zeigt uns Anfang der Siebziger den 68er-Protest gegen das Bürgertum als in sich selbst erstarrte Geste. Den Diskussionen sind die Inhalte abhanden gekommen - nichtsdestotrotz werden sie geführt. Verkehrte Welt des intellektuellen Scheins: Das Leben als Parabel auf die Literatur, die Musik, das Kino. (Maya McKechneay)

Informationen

Originaltitel
La maman et la putain
Deutscher Titel
Die Mama und die Hure
Länge
218 min
Farbe
Schwarzweiß
Fassung
OmdU
Filmformat
35mm
Starttermin
16. August 1985
Kamera
Pierre Lhomme
Drehbuch
Jean Eustache
Darsteller
Jean-Pierre Léaud, Bernadette Lafont, Isabelle Weingarten, Françoise Lebrun
Festivals & Preise
Cannes 1973: Fipresci Preis + Sonderpreis der Jury
Schnitt
Jean Eustache, Denise de Casabianca
Ton
Jean-Pierre Ruh, Paul Laine
Produktion
Elite Films, Cine qua non, Les Films du Losange, Simar Films, V M Productions
Verleih
Stadtkino Wien

Informationen

Originaltitel
La maman et la putain
Deutscher Titel
Die Mama und die Hure
Länge
218 min
Farbe
Schwarzweiß
Fassung
OmdU
Filmformat
35mm
Starttermin
16. August 1985
Kamera
Pierre Lhomme
Drehbuch
Jean Eustache
Darsteller
Jean-Pierre Léaud, Bernadette Lafont, Isabelle Weingarten, Françoise Lebrun
Festivals & Preise
Cannes 1973: Fipresci Preis + Sonderpreis der Jury
Schnitt
Jean Eustache, Denise de Casabianca
Ton
Jean-Pierre Ruh, Paul Laine
Produktion
Elite Films, Cine qua non, Les Films du Losange, Simar Films, V M Productions
Verleih
Stadtkino Wien
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