Alain GuiraudieFrankreich 2013 / 97 min
Einziger Schauplatz in L’inconnu du lac ist ein Strand mit Wäldchen an einem See, der von schwulen Männern als Cruisingzone genutzt wird. Mit großer Selbstverständlichkeit setzt Guiraudie die nackt in der Sonne Badenden ins Bild und begleitet sie auf ihren Streifzügen durchs Gestrüpp, wo sie Sex im Freien haben.
L'inconnu du lac ist ein Film, in dem zunächst alles direkt und unverstellt erscheint: die taxierenden Blicke, die aufrichtigen Konversationen, die körperliche Lust, die auch in expliziten Szenen manifest wird. Aus den Beobachtungen, die sich mit kleinen Verschiebungen wiederholen, tritt jedoch allmählich auch eine komplizierte Ökonomie der Gefühle hervor - ein Erotizismus, der manche einschließt, andere wieder nicht.
Lust und Liebe, Vertrauen und Abwehr werden hier auf denkbar engem Terrain verhandelt und formen die widerstreitenden Pole des Films. Ein gut aussehender, aber potenziell gefährlicher Besucher weckt schließlich das größte Interesse von Franck (Pierre Deladonchamps), der Hauptfigur - und damit gelangen auch noch unberechenbare Gefahren in diesen reichen Film.
Dominik Kamalzadeh