Lino BROCKAPhilippinen 1976 / 124 min
Ein furioses Melodrama vom großen Paten des unabhängigen philippinischen Kinos, inszeniert in den Slums von Manila. Der Film erzählt vom Lebens- und Leidensweg der jungen Insiang, die, anfangs von Menschen umgeben, am Ende mutterseelenallein über eine menschenleere Plaza läuft. Für Red Lotus ist das Konzept, das Brocka mit seinen Filmen verfolgte, eine Art Programm, es geht um die Verbindung des Populären mit dem Politischen, gewissermaßen um Entertainment und Revolution. In Insiang ist der rote Faden die Skandalisierung struktureller patriarchaler Gewalt im Familienzusammenhang: Insiang, die anfangs hoffnungsvoll-zufrieden in der Beziehung mit ihrem Verlobten lebt, findet sich durch die Gewalttat des Liebhabers ihrer Mutter mit einem Schlag ‚aus dem Paradies verstoßen‘.
Brocka hat das Kino der großen Gefühle geliebt, wir lieben es auch! Und Brocka hatte so einiges mit RW Fassbinder gemeinsam: beide waren ungemein produktiv, waren schwul und verstanden es, Männlichkeit als (auch) physische Attraktion zu inszenieren. So bricht sich im Verlauf des skizzierten Plots immer wieder eine andere Ebene Bahn, die der gelebten körperlichen Erfahrung, der Slums, der Sexualität, der Arbeit, der Angst.