Tina Leisch, Konzept & Produktion: Ursula Wolschlager Regieassistenz & Choreographie: Sandra SelimovicÖsterreich 2008 / 79 min
Gangster Girls. Spielen sie eine Rolle? Spielen sie keine Rolle? Blaugrünes Make-up haben die Gefangenen des Frauengefängnisses Schwarzau aufgelegt, um einmal in der Woche auf der Anstaltsbühne mit Burschen aus der Jugendstrafanstalt Gerasdorf die Helden und Heldinnen einer antiken Tragödie zu mimen. Die dicke Schminke im Gesicht macht es ihnen leichter, ungeschminkt von sich, ihren Lebensgeschichten und den Taten, die sie ins Gefängnis brachten, zu erzählen, von Einbrüchen, Kreditkartenbetrug, Spielzeugpistolen- raubüberfällen, aber auch: von gewalttätigen Familien, falschen Freunden und der unerbittlichen Gift-Gier-Maschine der Drogensucht. So legen sie Zeugnis ab davon, was es heißt: einen Weg durchs Leben sich zu suchen, wenn alle Ampeln auf ,"Unglück!" stehen.
Tina Leischs Dokumentarfilm Gangster Girls ist auf den ersten Blick ein Film über Menschen, die festsitzen in starren Einstellungen. In ihren eigenen Lebenseinstellungen, in den Vorurteilen der anderen, in den Kameraeinstellungen aus den Zellen und Arbeitsplätzen des Gefängnisses. Doch während des Redens und noch mehr, während die Gangster Girls große Rollen spielen, kommt einiges in Bewegung: die Bilder von sich und den anderen, die Liebes- und Eifersuchtsgeschichten, das einfache Gut und Böse. Die kleinen Geschichten, die hier erzählt werden, sind große Dramen, wie man sie im österreichischen Film dieser Tage nicht so schnell findet.
Claus Philipp