Human_nature ist der Titel der diesjährigen Mitgliederausstellung im Künstlerhaus. Die Ausstellung geht der Frage nach wie es um die Beziehung Mensch - Natur heute bestellt ist und zeigt 30 künstlerische Positionen zum Thema. Auch das gleichnamige Programm im FREIEN KINO versucht im filmischen Werk von Katharina Pichler, Oliver Ressler, Agnes Rossa und Borjana Ventzislavova Missstände, Entwicklungen, Realitäten, Dimensionen und Situationen zu schildern, die zum Nachdenken anregen. Im Anschluss an die Filmvorführungen laden die Kuratorinnen zu einer Diskussion mit den Filmemacherinnen ein.
Programm:
We The Nature, Borjana Ventzislavova, 27 min, AT 2021
Carbon and Captivity, Oliver Ressler, 33 min, AT/CH/NO 2020
MONA, Agnes Rossa, 30 min, D/EG 2008
Murmur, Katharina Pichler, 10 min, AT 2021
Das Programm im Detail:
We The Nature, Borjana Ventzislavova, 27 min, AT 2021
We The Nature ist ein visuelles Plädoyer für die Beziehung Mensch und Natur, in dem die
Natur eine androgyne Stimme erhält. Sie wendet sich direkt an das Publikum, pocht
nachdrücklich auf ihre Grundrechte und ruft uns auf, unseren Umgang mit der Umwelt und
ihren Ressourcen ein für alle Mal zu ändern, bevor es zu spät ist. Der Appell wird von
beeindruckenden Landschaftsaufnahmen begleitet, die seit über 10 Jahren weltweit
gesammelt wurden und die Schönheit und Hilflosigkeit von ikonischen, vergessenen oder
unbekannten Orten zeigen. Textzitate und Inspiration: Elias Canetti (The Human Province),
David Lynch, Mark Frost (Twin Peaks, Season 1), Universal Declaration Of The Rights Of
Mother Earth, Bolivia Grants Nature Historic Bill Of Rights, Silvia Federici (Feminism And
Ecological Struggles), Noam Chomsky and Robert Pollin (The Climate Crisis And The Global
Green New Deal), Graham Parkes (How To Think About The Climate Crisis – A Philosophical
Guide To Saner Ways Of Living), Russell Means (Revolution And American Indians:
“Marxism Is As Alien To My Culture As Capitalism”), Thich Nhat Hanh
Carbon and Captivity, Oliver Ressler, 33 min, AT/CH/NO 2020
CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) wird als technische Lösung zur Verhinderung
von katastrophaler Klimaerwärmung präsentiert. Bei dem Verfahren soll CO2 im
Raffinerievorgang extrahiert, dann transportiert und in Formationen unter dem Meeresboden
gespeichert werden. Aber CCS ist eine noch ziemlich unausgereifte Technik: 2013 zeigten
sich bei Untersuchungen Risse im Gestein auf dem Nordseemeeresboden, dort wo CO2 in
Einsatzproben gespeichert worden war. Dies deutet auf die Wahrscheinlichkeit von Lecks
und eine mögliche Freisetzung von CO2 in die Atmosphäre hin.
Die weltweit größte Anlage zur Erprobung von CO2-Abscheidungstechnik in industriellem
Ausmaß ist das Technology Centre Mongstad (TCM) in Norwegen. Dort wurde dieser Film
gedreht. TCM ist seit 2012 in Betrieb. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt vom Staat Norwegen,
Equinor, Shell und Total.
Die Einführung von CCS in großem Ausmaß würde die notwendige Entkarbonisierung weiter
verzögern und unsere Abhängigkeit von der Brennstoffindustrie noch vertiefen. Der Titel des
Films nimmt Bezug auf die „Gefangenschaft“ der Menschheit in der Logik des Kapitalismus,
wo der Extraktivismus weitergeführt wird, bis es kein Zurück mehr gibt.
MONA, Agnes Rossa, 30 min, D 2008
Mona lebt mit ihren vier Töchtern Maria, Marcell, Monika und Morgina in einem winzigen
Zimmer in Kairo. Um nach dem Tod ihres Mannes die Familie ernähren zu können, arbeitet
sie jeden Tag als Müllsortiererin. Im Gegensatz zu vielen anderen Kindern im Viertel
besuchen Monas Töchter die Schule. Mona träumt davon, dass sie diese erfolgreich
abschließen, um einmal ein besseres Leben als sie selbst führen zu können. Ihr ganzes
Leben dreht sich um ihre Kinder, die sie mit viel Liebe und Stolz erzieht. Mona vermittelt nicht
nur einen Eindruck von den Lebensverhältnissen, Wünschen und Träumen, Problemen und
Freuden sowie dem Zusammenhalt der Familie, sondern informiert auch über das
Müllverwertungssystem und die dahinterstehende soziale Infrastruktur in einer der größten
Metropolen der Welt. (Agnes Rossa)
Murmur, Katharina Pichler, 10 min, AT 2021
Was, wenn natürliche und menschengemachte Klänge irgendwann ununterscheidbar
würden? Schon jetzt imitieren Vögel Telefone, finden kleine zwitschernde Boxen ihren Weg
in die Wohnung. Katharina Pichler trägt derartige Beobachtungen zusammen, während Natur
und Zivilisation audiovisuell aufeinandertreffen, um schließlich in einer unheilvollen Allianz
aufzugehen." (Diagonale, Katalogtext 2022, CW)
CVs Filmemacher*innen:
Borjana Ventzislavova (1976, Sofia, BG),
lebt in Wien; Diplom an der Univ. f. angewandte Kunst, Wien, visuelle Mediengestaltung /
digitale Kunst. Die Künstlerin arbeitet im Bereich Film/Video, Fotografie, Installationen und
neue Medien. Teilnahme an zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen,
Film,- und Medienfestivals. http://borjana.net
Oliver Ressler (1970, Knittelfeld)
arbeitet an Installationen, Projekten im Außenraum und Filmen zu Ökonomie, Demokratie,
Klimakrise, Formen des zivilen Ungehorsams und gesellschaftlichen Alternativen. Seine 42
Filme wurden in tausenden Veranstaltungen von sozialen Bewegungen, Kunstinstitutionen
und Filmfestivals gezeigt. Ressler hatte Überblickseinzelausstellungen im Museum of
Contemporary Art, Zagreb; Neuer Berliner Kunstverein; MNAC – National Museum of
Contemporary Art, Bukarest; SALT Galata, Istanbul; Centro Andaluz de Arte Contemporaneo,
Sevilla. Er nahm an über 400 Gruppenausstellungen teil, wie im Museo Reina Sofía, Madrid;
Centre Pompidou, Paris und an den Biennalen in Taipeh, Lyon, Gyumri, Venedig, Athen,
Quebec, Jeju, Kiew und an der Documenta 14, Kassel, 2017. www.ressler.at
Agnes Rossa (1976, Klosterneuburg),
lebt und arbeitet in Frankfurt am Main und Wien. Bildende Künstlerin und Filmemacherin.
Postgraduierten Studium für Mediale Künste, Kunsthochschule für Medien Köln,
Kunstakademie Düsseldorf, Akademie der bildenden Künste, Wien.
Teilnahme an diversen Internationalen Filmfestivals, unter anderem der Viennale Wien,
Dokumentarfilmwoche Hamburg, Riff Awards Rom, La Femme Film Festival Beverly Hills,
etc. Teilnahme an diversen Gruppen- und Einzelausstellungen in Österreich, Deutschland
und Europa, unter anderem in der Kunsthalle Krems, Galerie m50, Galerie Art Mark, etc.
sowie Teilnahme an Kunstprojekten im öffentlichen Raum mit der Künstlergruppe Fehlstelle.
www.agnesrossa.com
Katharina Pichler (1995, Linz),
lebt und arbeitet in Graz als Sounddesignerin und Filmemacherin. Studium Zeitbasierte
Medien an der Kunstuniversität Linz und Master in Sound Design an der Fachhochschule
Joanneum in Graz. In ihrer künstlerischen Arbeit versucht sie eine beobachtende und direkte
Art des Filmemachens. www.katharinapichler.at
Freier Eintritt, Zählkarten an der Abendkassa
Eine Veranstaltung vom Künstlerhaus
https://www.k-haus.at/besuch/kalender/veranstaltung/1396/freies-kino-eintritt-frei.html