Ludwig WüstÖsterreich 2013 / 65 min
Andrej lebt in Frankfurt. Ein Anruf lässt ihn an den Ort seiner Kindheit zurückkehren, in das Haus seines Vaters. Mit Handkamera in einer beinahe durchgängigen Einstellung gefilmt, wird der Besuch zur Spurensuche mit ungewissem Ziel. Das Vergangene vermittelt sich über den Dialog mit einer ehemaligen Schulfreundin, vielmehr aber noch über das Dazwischen – Gesten und Gesprächspausen. Eine Übung in Unmittelbarkeit, packend unaufgeregt.
Meine Familie lebte über viele Generationen in einem kleinen Dorf in Bayern. Nach dem Krieg wollte mein Vater dort nicht mehr wohnen. Eines Tages erreichte ihn aber ein Anruf seiner Mutter, die ihm befahl, endlich „heimzukommen“. Viele Jahre später wollte mir mein Vater das gleiche Versprechen abringen: Wenn ich einmal ins Ausland ginge, sollte ich wieder nach Hause kommen, sobald er es wünschte. Intuitiv erkannte ich, dass dies falsch wäre, und entschied mich, irgendwann für immer wegzugehen. Davor wollte mir mein Vater sein Haus vermachen, ich lehnte ab. Er selbst aber gehorchte seiner Mutter und zog mit seiner Familie in das „Kuhdorf“. Er weigerte sich fortan, Oberpfälzer Dialekt zu sprechen, und kommunizierte in einem steifen Hochdeutsch. Später wollte er das gesamte Anwesen umbauen, damit alle Kinder dort bis an ihr Lebensende wohnen sollten. Das wäre der Plan meines Vaters gewesen. Er ging nicht in Erfüllung, Gott sei’s gedankt. Ludwig Wüst
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