Jia ZhangkeChina 2008 / 112 min
Chengdu, das sind Wolkenkratzer, soweit das Auge reicht, und ein sich ständig veränderndes Panorama. Die „Fabrik 420“ und ihre bislang vorbildhafte Arbeitersiedlung sollen Platz machen für einen luxuriösen Gebäudekomplex mit dem Namen „24City“.
Jia Zhangke versammelt in seinem Film gleichen Titels drei Generationen, die diesen Umbruch miterleben: ehemalige Arbeiter und Neureiche, Alte mit der wehmütigen Sehnsucht nach dem Sozialismus der Vergangenheit und Junge mit dem Streben nach Erfolg. Ihre Geschichte ist auch jene des Landes
Verena Lueken, Viennale 2008
24 City ist eine Komposition aus drei fiktiven Geschichten rund um drei Frauen und den Berichten von fünf Arbeitern, die uns ihre Erinnerungen erzählen. Die Kombination von Dokumentarischem und Fiktion war für mich die beste Methode, mich der Geschichte Chinas zwischen 1958 und 2008 anzunähern. Diese Geschichte besteht aus Fakten und aus Fantasie zugleich. Der Film ist in einer staatlichen Rüstungsfabrik angesiedelt, die seit 60 Jahren besteht. Dieser Ort hat alle politischen Bewegungen des kommunistischen China mitgemacht. Es geht mir darum, diese sozialistische Erfahrung zu erfassen, die über 100 Jahren dauert und das Schicksal des chinesischen Volkes bestimmt hat. Will man diese komplexen sozialen Veränderungen verstehen, muss man den Erzählungen der Protagonisten aufmerksam zuhören. Die heutigen Filme setzen mehr und mehr auf Action. Ich möchte diesem Film die Sprache zurückgeben. Das Erzählen muss sich in Bewegungen übersetzen, die von der Kamera eingefangen werden. Ich möchte, dass sich die tiefsten Gefühle und die vielschichtigsten Erfahrungen über die Sprache ausdrücken. Egal, um welche Epoche es geht, es müssen alle Individuen und all ihre Erfahrungen berücksichtigt werden. In 24 City kommen acht chinesische Arbeiterinnen und Arbeiter zu Wort, ich meine, jeder wird einen Teil von sich selbst wieder finden...
Jia Zhangke