Code inconnu


Rund um eine junge Schauspielerin, die in Paris zu Probeaufnahmen für einen Film unterwegs ist, skizziert Haneke mit einer Reihe großer Plansequenzen einen gleichermaßen fragmentarischen wie umfassenden Situationsbericht vom brüchigen Zustand der Zivilisation. Ganz am Schluß gibt ein taubstummes Mädchen ihren Spielgefährten mit Gesten ein Rätsel auf: Sie sollen „ein Gefühl raten“, erraten es aber nicht. Code unbekannt. (Michael Omasta)

L’ultimo tango a Parigi


Einer jener Filme, die unter der Last ihres Rufes beinahe zu verschwinden drohen: 1972 ein (kalkulierter) Skandal, heute ein Klassiker, den jede(r) kennt, ohne ihn je gesehen zu haben. Aber eben auch mehr: Die höchst artifizielle Kadrage, opulent inszenierte Tableaus expressiver Körper; die Macht des männlichen Blicks und der tragische Machismo der method-Manierismen Brandos, am Höhepunkt seiner Karriere. [Michael Loebenstein]

2 ou 3 choses que je sais d’elle


24 Stunden aus dem Leben einer Frau, die sich selbst verkauft, um das Glück zu kaufen, und die bezahlt wird mit schlechten Träumen: Marina Vlady ist die Frau im Mittelpunkt dieser fiktiven Dokumentation aus der Konsumgesellschaft, bei der Godard alle Rituale von Konfession und Analyse durchbuchstabiert und sie dabei ziemlich ruppig ihrer Lächerlichkeit überführt. (Bert Rebhandl) Jean-Luc Godard: „Was ich damals mochte an diesem Dokumentarfilm, der immer wieder in Fiktion übergeht (…) was ich daran mag ist, daß man, ausgehend von einer Tasse Kaffee, sieht, wie die Welt sich auflöst und sich dann aufs neue bildet, plötzlich, ohne jede Bewegung. Da passiert was, und deshalb ist alles interessant. Man kann einen Film mit nichts machen, in nichts kann man alles zeigen.“

Trilogie 3 – Après la vie


Der dritte Film, ein Melodram. Close-up auf Inspektor Manise, der vom lokalen Drogenboß in ein unlösbares moralisches Dilemma manövriert wird: Wenn er seine Frau Agnès weiterhin mit Morphium versorgen will, so muß er Le Roux, den Terroristen, vorher zum Schweigen bringen. Niemand ist eine Insel, jeder von jedem abhängig. Und wie bei einem Puzzle schließen sich mit Après la vie nach und nach die in Un couple épatant und Cavale ausgelegten Geschichten. (Michael Omasta)

Trilogie 2 – Cavale


Bruno Le Roux, der Terrorist, ist aus dem Gefängnis entflohen. Seine einstigen Verbündeten gehören mittlerweile der besseren Gesellschaft von Grenoble an; einzig Agnès bietet ihm Unterschlupf, derweil Manise, ihr Mann, die Fahndung nach dem Flüchtigen leitet. An den Rändern der Erzählung tauchen bestimmte Situationen und Protagonisten aus Un couple épatant wieder auf: Ihr komischer Tonfall indes hat den eines Thrillers angenommen. (Michael Omasta)

Trilogie 1 – Un couple épatant


Eine comédie noir um die Liebe und dieses gewisse Mißtrauen zwischen Mann und Frau, das ihr gelegentlich in die Quere kommt. Alain, ein Patentanwalt und Hypochonder, leidet an Phantomschmerzen, die blitzschnell zur Epidemie und existenziellen Bedrohung anschwellen: Bald wähnt er seine Frau, seinen Arzt und seine Sekretärin in eine dunkle Intrige gegen ihn verstrickt. Gegen solch absurde Eigendynamik hilft nur schallendes Gelächter. (Michael Omasta)

Le cercle rouge


„Wenn Menschen, selbst wenn sie einander nicht kennen, eines Tages einander begegnen sollen, was immer jedem von ihnen auch zustoßen mag, und wie verschieden auch ihre Wege sein mögen, so werden sie unweigerlich an diesem Tag in dem roten Kreis zusammentreffen.“ Eine asiatische Sentenz, einem französischen Kriminalfilm vorangestellt. Fatalismus, sagt die westliche Vernunft – Schicksal, sagt das Achselzucken des Gangsters, der noch sterbend seinen Verfolger schmäht. Es ist atemberaubend, mit welcher Ökonomie, welch hohem Grad an Abstraktion Melvilles Film den Weg dreier Gangster in ihr Verderben entwirft: Eine stetig sich enger schraubende Kreisbahn, beinahe ohne Worte, mit der unglaublich sparsam gesetzten Musik von Eric Demarsan – manchmal so still, daß einem der Atem stockt, so leise ist es auf einmal im Kinosaal. „Ich habe nie, wirklich nie realistische Gangsterfilme gemacht. Denn es gibt nichts Langweiligeres und Idiotischeres als das französische Gangsterleben. Deshalb habe ich die Funktion des Gangsters neu erfunden und idealisiert. Ich habe „französisch“ gesagt, aber das gleiche gilt für das Gangstertum der ganzen Welt. (…) Ich habe eine Gangster-Rasse erfunden, die nirgends auf der Welt existiert – auch in den USA nicht. Mein Gangstertyp entspringt nur meiner Phantasie. Er erlaubt es mir, eine Geschichte zu erzählen. Er ist in allem ein Vehikel, für ein geträumtes Abenteuer. Niemals bin ich dabei auf Realismus aus.“(J-P. Melville) [Michael Loebenstein]

Être et avoir


Ein steiniger Weg, schneebedeckte Straßen voller Rollsplitt, führt zur Schule. Dort lernen wir Monsieur Lopez und seine Schützlinge kennen, die alle zur selben (und einzigen) Klasse gehen: Alizé, Marie-Elisabeth, Julien, Létitia, Olivier, Axel und, nicht zu vergessen, den kleinen, aufmüpfigen Jojo, der nie ganz bei der Sache ist und es auf dem steinigen Pfad, auf dem wir alle Lesen, Schreiben, Rechnen und schließlich Erwachsenwerden lernen, gar nicht lustig hat. So gerne wie hier hat man seit Jean Vigo im Kino nicht mehr die Schulbank gedrückt. (Michael Omasta)

Duck Soup


„Der Kriegsfilm“, das Meisterwerk der Brüder Marx. – Groucho alias Rufus T. Firefly ergreift im Staate Freedonia (Land of the Spree and Home of the Knave) die Macht. Chico und Harpo sind feindliche Spione. Zeppo gibt einen trotteligen Tenor, Margaret Dumont eine Witwe, auf deren Vermögen es Rufus abgesehen hat: „Wollen Sie mich heiraten? Hat er Ihnen Geld hinterlassen? Beantworten Sie die zweite Frage zuerst.“

La seconda volta


Ein Turiner Universitätsprofessor erkennt auf der Straße eine Frau aus seiner Vergangenheit wieder: Vor zehn Jahren hatte Lisa, damals linke Aktivistin, ihn, den Klassenfeind, niedergeschossen und schwer verwundet. La seconda volta erzählt vom Aufeinandertreffen unvereinbarer Haltungen, von abstrakten Zielen und persönlichen Verletzungen, ohne eine Apotheose zu bieten: Ist es möglich zu vergeben ohne zu verstehen? (Michael Loebenstein)
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